Der Bildungsbericht stellt fest, dass es trotz vieler bildungspolitischer Reformprojekte bisher noch immer nicht gelungen ist, Bildungsungleichheiten entscheidend zu verringern und konstatiert zugleich, dass die Kluft zwischen Personen, die ihre Bildungserfolge steigern können, und anderen, deren ungünstige Ausgangslagen langfristig nachwirken, größer werden könnte. „Deshalb fordert das Deutsche Kinderhilfswerk von Bund und Ländern eine gemeinsame, nachhaltige Strategie für die quantitativen und qualitativen Herausforderungen im deutschen Bildungssystem. Mit einem „Weiter so“ können die Zukunftsaufgaben im Bildungssystem nicht bewältigen werden. Bereits jetzt besteht bei der Modernisierung von Schulgebäuden ein massiver Investitionsstau in Milliardenhöhe. Mit den prognostizierten steigenden Schülerzahlen wird das Problem der maroden Schulen noch drängender. Gleichzeitig steht zu befürchten, dass die Qualität und die Bildungsgerechtigkeit weiter unter die Räder kommen, wenn wir nicht vehement gegensteuern“, so Hofmann.
Schon die letzte PISA-Studie hatte die vorhandenen Schwachstellen in Bezug auf die Chancengerechtigkeit im deutschen Schulsystem aufgezeigt. Dem deutschen Bildungssystem gelingt es nach wie vor nicht, den kausalen Zusammenhang zwischen Elternhaus und Bildungskarriere aufzulösen. Das Deutsche Kinderhilfswerk vermisst zudem an vielen Stellen den politischen Willen, sich dem drängenden, strukturellen Problem der schlechten Bildungschancen von Armut betroffener Kinder in Deutschland anzunehmen. Zum Thema Bildungsgerechtigkeit hatte das Deutsche Kinderhilfswerk vor zwei Jahren den Kinderreport 2016 vorgestellt. Nach der dem Kinderreport zugrunde liegenden repräsentativen Befragung fordert eine sehr große Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland umfangreiche Reformen im Bildungssystem, um von Armut betroffenen Kindern mehr Bildungschancen zu bieten. 93 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass dafür ein einheitliches Bildungssystem ohne deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern „sehr wichtig“ oder „wichtig“ ist. Als weitere wichtige Maßnahmen werden die spezielle Förderung von benachteiligten Kindern in Kitas und Schulen (95 Prozent), mehr Erzieherinnen und Erziehern sowie Lehrerinnen und Lehrer (95 Prozent), aktuelleres und besseres Lehrmaterial (92 Prozent) sowie geringere Kostenbeiträge für Kita und Schule und Kostenfreistellungen für Lernmaterial, Tagesverpflegung und Teilnahme an Sport und Kultur (92 Prozent) befürwortet.