Die Blaue Karte EU ist eines der wichtigsten Einwanderungsinstrumente für qualifizierte Fachkräfte aus Drittstaaten. Besonders attraktiv wird sie für sogenannte Mangel- oder Engpassberufe, da hier erleichterte Bedingungen gelten. Was genau darunter zu verstehen ist und welche Vorteile sich daraus ergeben, erklärt dieser Artikel aus anwaltlicher Perspektive – verständlich für alle, die in Deutschland arbeiten möchten.
Was sind Mangelberufe?
Als Mangelberufe gelten Tätigkeiten, in denen in Deutschland besonders viele offene Stellen bestehen und zu wenige qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber zur Verfügung stehen. Dazu zählen unter anderem Berufe in der Gesundheitsversorgung, Bildung, IT, Technik und Naturwissenschaften, aber auch Führungspositionen in bestimmten Branchen.
Vorteile der Blauen Karte bei Mangelberufen
Für diese Berufe wurde die Einkommensgrenze für die Blaue Karte EU deutlich abgesenkt. Während Fachkräfte in regulären Berufen ein sehr hohes Jahresgehalt nachweisen müssen, reicht bei Mangelberufen ein geringeres Einkommen aus – nämlich mindestens 45,3 % der Beitragsbemessungsgrenze in der gesetzlichen Rentenversicherung (Stand 2025: ca. 43.759,80 Euro brutto jährlich). Das bedeutet: Auch Berufsanfänger oder Berufstätige mit geringerer Berufserfahrung haben eine realistische Chance, die Blaue Karte zu erhalten, wenn sie in einem anerkannten Mangelberuf arbeiten.
Wer zählt zu den Mangelberufen?
Laut der internationalen Klassifikation ISCO-08 gelten unter anderem folgende Berufsgruppen als Engpassberufe:
- Führungskräfte in Produktion, Logistik, IT, Gesundheit oder Bildung
- Naturwissenschaftler, Mathematiker, Ingenieure
- Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte, Hebammen, Zahnärzte, Apotheker, Therapeuten
- Lehrkräfte im schulischen und außerschulischen Bereich
- IT-Fachkräfte
Darüber hinaus wurde der Kreis der anerkannten Berufe im Jahr 2023 nochmals erweitert.
Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit erforderlich
Auch bei Mangelberufen muss die Bundesagentur für Arbeit dem Antrag zustimmen. Voraussetzung ist, dass die geplante Beschäftigung der Qualifikation des Antragstellers entspricht. Ein Ingenieur muss also tatsächlich als Ingenieur beschäftigt werden – eine Anstellung als Hilfskraft reicht nicht aus.
Fazit: Attraktiver Weg für qualifizierte Fachkräfte
Die Blaue Karte für Mangelberufe bietet gut ausgebildeten Fachkräften eine attraktive und vereinfachte Möglichkeit, in Deutschland zu arbeiten und langfristig zu bleiben. Gerade in Bereichen mit akutem Fachkräftemangel profitieren Bewerber von gesenkten Gehaltsanforderungen und klaren rechtlichen Rahmenbedingungen. Wer wissen möchte, ob sein Beruf dazugehört oder Hilfe beim Antrag benötigt, sollte sich an einen spezialisierten Rechtsanwalt für Migrationsrecht wenden – am besten, bevor der Arbeitgebervertrag unterschrieben wird.