Blockade des Ausbildungs- und Qualifizierungspaktes in der Altenpflege / bpa-Präsident Meurer: Bundesregierung ist gefordert, wir brauchen den Pakt jetzt

In der Pflege in Deutschland fehlen bereits jetzt
weit mehr als 30.000 Pflegefachkräfte, nach der aktuellen Studie der
Bertelsmann-Stiftung werden es in einigen Jahren eine halbe Millionen
sein. Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa)
fordert seit Jahren vor dem Hintergrund der absehbaren
demographischen Entwicklung die erforderlichen Maßnahmen ein. Der
Ausbildungs- und Qualifizierungspakt in der Altenpflege sollte
Abhilfe schaffen. Alle relevanten Akteure, die Bundesministerien, die
Länder, die Bundesagentur für Arbeit (BA) und die Gewerkschaften
ebenso wie die Verbände der Einrichtungsträger hatten sich vor fast
einem Jahr auf diesen Pakt praktisch verständigt.

Die Verbände der Pflegeeinrichtungen hatten sich etwa bereit
erklärt, trotz Rekordzahlen noch mehr auszubilden und sofort
mindestens 4.000 Pflegehelfer zu qualifizieren. Die Bundesländer
stellen die Schulplätze zur Verfügung und die BA hatte die
Wiederaufnahme der dreijährigen Umschulung in Aussicht gestellt. Alle
sind sich einig, es besteht dringender sich zuspitzender
Handlungsbedarf. Die Umsetzung dieses Paktes wird jedoch blockiert.

Die BA weigert sich offensichtlich, die Zusagen einzuhalten und
streitet mit den Bundesländern über den Ausbildungsumfang. Trotz
dreijähriger Ausbildungsdauer beabsichtigt die BA nur noch zwei Jahre
Umschulung zum/r Altenpfleger/in zu finanzieren.

Der bpa sieht die BA in der Verantwortung. „Wir stehen vor einem
gewaltigen Fachkräftemangel in der Pflege, da können wir
ausbildungswilligen Menschen doch nicht die teilweise Finanzierung
ihrer Umschulung versagen. Wir können doch nicht ernsthaft noch ein
weiteres Jahr abwarten, anstatt jedem geeigneten jungen oder
arbeitslosen Menschen eine Ausbildung in der Pflege anzubieten“,
kritisiert Bernd Meurer.

Der bpa-Präsident hatte bereits vor Monaten darauf hingewiesen,
dass in Deutschland 30.000 Stellen in der Pflege sofort besetzt
werden könnten, aber es fehlten die entsprechenden Fachkräfte. Der
Markt sei leergefegt.

„Wenn die Bundesagentur für Arbeit aus kurzsichtigen finanziellen
Erwägungen heraus den Ausbildungs- und Qualifizierungspakt blockiert,
ist das allein schon schlimm. Die Bundesregierung hat hier zu lange
tatenlos zugesehen, was angesichts der vor uns liegenden
Herausforderungen grob fahrlässig ist. Eine verkürzte Umschulung
setzt geeignete Umschüler voraus, die Ausnahme darf nicht zur Regel
werden. Die Blockade muss jetzt beendet werden.“

Schon jetzt sei durch die unnötige Verzögerung ein ganzer Jahrgang
verloren gegangen, weil sich Interessierte wegen der unklaren
Finanzierung der Umschulung vom Pflegeberuf abwendeten.

Es sei löblich, wenn einzelne Bundesländer wie Rheinland-Pfalz mit
eigenen Konzepten und Vereinbarungen dem Bund hier voraus seien, so
Meurer. Der bpa-Präsident warnt jedoch: „Die bundesweite
Herausforderung können die Länder nicht allein bewältigen, hier muss
die Bundesregierung endlich handeln und die BA zur Vernunft bringen
und eine Einigung mit den Ländern erzielen. Hoffentlich ist die
gestrige Erklärung des Gesundheitsministers das lang erwartete Signal
der Bundesregierung an die Streitparteien“, so Meurer als Reaktion
auf eine Erklärung des Ministers Bahr in mehreren Zeitungen. Die
Bundesregierung sei jetzt am Zug.

bpa: Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V.
(bpa) bildet mit 7.500 aktiven Mitgliedseinrichtungen die größte
Interessenvertretung privater Anbieter sozialer Dienstleistungen in
Deutschland. Einrichtungen der ambulanten und (teil-) stationären
Pflege, der Behindertenhilfe und der Kinder- und Jugendhilfe in
privater Trägerschaft sind im bpa organisiert. Die Mitglieder des bpa
tragen die Verantwortung für rund 230.000 Arbeitsplätze und ca.
17.700 Ausbildungsplätze. Das investierte Kapital liegt bei etwa 18,2
Milliarden Euro.

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Bernd Tews, Geschäftsführer, Tel.: 030-308788-60