Die FPÖ suhlt sich in der Empörung, die ihre
xenophoben Wahlplakate vor allem in kirchlichen Kreisen auslösen.
Dass sich sogar der Wiener Kardinal zu einer tadelnden Stellungnahme
herabgelassen hat, adelt die blauen Wahlkampfstrategen. Genau so
hatte sich Parteichef Heinz-Christian Strache das vorgestellt: mit
der ebenso provokanten wie zynischen Verwendung des Begriffs
„Nächstenliebe“ im Wahlkampf Widerspruch zu erzeugen und daraus
Aufmerksamkeit zu generieren.
Gehen all die anständigen Menschen, die die missbräuchliche
Verwendung des christlichen Begriffs der Nächstenliebe zurückweisen,
den blauen Kampagnenerfindern in die Falle? Ja. Und das ist gut so.
Natürlich ist es ärgerlich, wie die Freiheitlichen ihre Kritiker
mit Spott und Hohn bedenken, aber man kann die unverhohlene
Fremdenfeindlichkeit, wie sie die FPÖ derzeit wieder an den Tag legt,
nicht einfach übergehen, auch wenn sich ein paar Funktionäre in ihrer
Schlichtheit dann auf die Schenkel klopfen.
Gegen einen Gewohnheitseffekt, der die Hemmschwelle von der
Boshaftigkeit zur Bösartigkeit herabsetzt, muss sich eine
Gesellschaft in ihrem eigenen Interesse zur Wehr setzen. Nichts
anderes tun die kirchlichen Organisationen, wenn sie die Verdrehung
der Bibelaussagen in ihr Gegenteil kritisieren – auch auf die Gefahr
hin, der blauen Effekthascherei auf den Leim zu gehen.
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