Sie protestieren. Sie protestieren nicht. Sie
protestieren doch. Vielleicht. Wahrscheinlich. Wer weiß das schon so
genau. Was sich mit Sicherheit sagen lässt: Die Funktionäre der
Ärztekammer machen derzeit alle Fehler, die man in der politischen
Kommunikation machen kann. Keine stringente Linie, verwaschene
Argumentation, heute Hü, morgen Hott.
Inhaltlicher Kern der Diskussion ist, welchen Stellenwert die
niedergelassenen Ärzte künftig im Gesundheitssystem haben sollen. Die
Politik sagt: einen hohen. Die Ärztevertreter sagen: einen hohen. Die
Differenzen sind semantischer Natur, sie sind für den
durchschnittlichen Patienten praktisch nicht zu durchschauen. Übrig
bleibt das Gefühl, dass da irgendetwas nicht stimmt.
In Bezug auf die Gesundheitsreform ist das gefährlich, weil es
Verunsicherung schafft. In Bezug auf die Ärztekammer ist das pure
Untertreibung. Die Standesvertretung ist komplett zerrüttet,
Präsident Artur Wechselberger ein Getriebener seiner Länderkammern
und Kurien. Dass er am Sonntag eine Kehrtwende vollzog, nachdem er
die Gesundheitsreform am Freitag ganz okay fand, dürfte ihm sein Amt
gerettet haben. Was die medizinischen Egomanen über ihren Querelen
vergessen: Sie geben der Politik alle Argumente, um sie künftig zu
ignorieren. Und wären die Ärzte nicht zur Pflichtmitgliedschaft
verdonnert – der Kammer würden wohl bald auch die Beitragszahler
davonlaufen.
Rückfragehinweis:
Der Standard,
Tel.: (01) 531 70 DW 445
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