Berlin – Nach der Tötung von Osama bin Laden durch
US-Spezialkräfte sehen deutsche Sicherheitskreise keine zunehmende
Terrorgefahr für die Bundesrepublik. „Für Deutschland gibt es im
Moment kein größeres Problem über das hinaus, das wir schon haben, da
wir an dem Einsatz nicht beteiligt waren“, sagte ein hochrangiger
Sicherheitsexperte am Montag dem Tagesspiegel. Das gelte auch für die
Einheiten der Bundeswehr in Afghanistan. Der Experte warnte
allerdings vor einer „Emotionalisierung bei Leuten, die Osama bin
Laden als Heiligen verehrt haben“. Racheaktionen gegen US-Ziele seien
nicht auszuschließen, auch nicht in Deutschland. Andere
Sicherheitsexperten vermuten, dass militante Islamisten eher Angriffe
auf Amerikaner in den USA selbst oder in Ländern verüben, deren
Sicherheitsstandard weniger hoch ist. Dass der Al-Qaida-Chef
nicht im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet, sondern in der Nähe
der pakistanischen Hauptstadt Islamabad gefunden wurde, sei nicht
überraschend, hieß es in Sicherheitskreisen. In den vergangenen
Jahren seien bereits mehrfach führende Kader der Terrororganisation
weit außerhalb der pakistanischen Grenzregion Wasiristan, die als
Hochburg der Terrorszene gilt, gefasst worden. Als Beispiel nannte
ein hochrangiger Experte die Festnahme des Chefplaners der Anschläge
vom 11. September 2001, Khalid Scheich Mohammed, im März 2003 in der
pakistanischen Metropole Rawalpindi. Die globale Bedrohung durch
den islamistischen Terror nehme auch nach dem Tod Osama bin Ladens
nicht ab, sagte der Experte. „Die Welt ist nicht sicherer geworden.“
Ein „Märtyrer Osama bin Laden“ nutze der militanten Bewegung „mehr
als ein Lebender“. Außerdem verbreite sich die dschihadistische
Ideologie weiter, auch in Deutschland. Der Kern von Al Qaida sei
allerdings kaum noch in der Lage, größere Anschläge zu organisieren.
Das zeige auch der Fall der in der vergangenen Woche ausgehobenen
Terrorzelle in Düsseldorf. Sie habe zwar von der Nummer 3 von Al
Qaida, Scheich Yunis al Mauretani, den Auftrag zum Anschlag erhalten,
aber dann keinerlei Unterstützung. „Das zeigt, wie tief Kern-Al-Qaida
gesunken ist“, sagte der Experte.
Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an: Der Tagesspiegel,
Newsroom, Telefon: 030-29021-14909.
Pressekontakt:
Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-29021 14013
E-Mail: cvd@tagesspiegel.de