Deutschland kann ein Beispiel geben und muss
selbst noch Lücken in der Prävention schließen
Wird die Welt HIV weiter in den Griff bekommen und Aids beenden?
Oder geht es nach den enormen Fortschritten der letzten zwei
Jahrzehnte wieder rückwärts? Diese Frage steht im Zentrum der 22.
Internationalen Aids-Konferenz, die heute in Amsterdam beginnt.
Die Vereinten Nationen schlagen Alarm
UNAIDS hat zum Auftakt Alarm geschlagen: Die Etappenziele bis zum
Jahr 2020 sind gefährdet. In 50 Ländern steigen die Infektionszahlen
– gegen den weltweiten Trend.
Die Gründe: Keine wirksame Prävention für die am stärksten
betroffenen Gruppen, mangelhafte Behandlungsprogramme, Ausgrenzung
von Menschen mit HIV und der am stärksten betroffen Gruppen.
„Es ist dramatisch: Die Welt hält längst die Schlüssel in den
Händen, um die Epidemie in den Griff zu bekommen, aber zahlreiche
Länder nutzen die Möglichkeiten nicht. Das kostet Menschenleben und
gefährdet die bisherigen Erfolge“, sagt Sylvia Urban vom Vorstand der
Deutschen AIDS-Hilfe (DAH).
Dramatische Situation in Osteuropa
Ein Fokus dieser Konferenz ist die Lage in Osteuropa. Vor allem in
Russland sind die HIV-Infektionszahlen dramatisch gestiegen: Mehr als
100.000 Menschen erhalten dort jährlich die HIV-Diagnose. Das macht
etwa zwei Drittel der neuen HIV-Infektionen Europas aus.
Russland und andere Länder weigern sich aus ideologischen Gründen,
die Wege zu gehen, die funktionieren: Spritzenvergabe,
Substitutionsbehandlung im Drogenbereich und Prävention, die das
sexuelle Verhalten der Menschen akzeptiert. Drogen konsumierende
Menschen und Homosexuelle gelten als Abschaum. Zivilgesellschaftliche
Organisationen werden in ihrer Arbeit nicht gefördert, sondern
behindert. Nur ein Drittel der HIV-positiven Menschen erhält
Medikamente – eine hohe Dunkelziffer noch nicht mitgerechnet.
Eine Messe der Möglichkeiten für eine Welt ohne Aids
Bei der Welt-Aids-Konferenz zeigen Fachleute aus Forschung,
Prävention, Selbsthilfe und vielen anderen Bereichen, wie das
Engagement gegen HIV zum Erfolg führen kann. Bei der traditionell
äußerst vielfältigen und lebhaften Konferenz gehören
wissenschaftliche Präsentationen ebenso zum Repertoire wie kulturelle
Darbietungen und Demonstrationen für den Zugang zu Prävention und
medizinischer Versorgung – teils mit Pauken und Trompeten
„Die Internationale Aids-Konferenz zeigt der Welt den Weg. Sie ist
eine Messe der Möglichkeiten für eine Welt ohne Aids. Hier wird
unübersehbar: Respekt, Solidarität und Zusammenarbeit mit den am
stärksten bedrohten Menschen führen zum Erfolg. Wir hoffen, dass
Länder wie Russland hier endlich umdenken, und wirksame Maßnahmen
ergreifen“, sagt DAH-Vorstand Sylvia Urban.
Deutschland kann dazu beitragen, indem es sein Engagement in
Osteuropa ausbaut.
„Gefragt sind mehr Kooperationsprojekte, bei denen die Erfahrungen
der deutschen HIV-Prävention für andere Länder fruchtbar gemacht
werden. Deutschland muss außerdem seine finanziellen Beiträge an den
Globalen Fonds gegen Aids, Tuberkulose und Malaria endlich erhöhen.
400 Millionen Euro jährlich wären unserer Wirtschaftskraft
angemessen.“
Deutschland und die Deutsche AIDS-Hilfe sind bereits mit
Kooperationsprojekten in verschiedenen Ländern aktiv, zum Beispiel in
Weißrussland. Die Deutsche AIDS-Hilfe beherbergt außerdem das
europäische Netzwerk AIDS Action Europe, in dem mehr als 400
Organisationen organisiert sind.
Dabei geht es auch darum, der menschenverachtenden Praxis
Russlands in der Region gute Beispiele entgegenzusetzen und die
Nicht-Regierungsorganisationen zu stärken, deren unverzichtbares
Potenzial global immer weniger genutzt wird.
Situation in Deutschland stabil
In Deutschland infizieren sich rund 3.100 Menschen pro Jahr mit
HIV – im internationalen Vergleich eine sehr niedrige Zahl. Dennoch
ließen sich weitere Infektionen vermeiden. Dringend geboten sind zum
Beispiel eine anonyme Versorgung von Menschen ohne
Aufenthaltspapiere, Drogenkonsumräume in allen Bundesländern und
Spritzenvergabe in Haftanstalten.
Besondere Aufmerksamkeit erfordert die hohe Zahl von Menschen, die
unwissentlich mit HIV leben – knapp 13.000 sind es zurzeit. Mehr als
1.000 erkranken jedes Jahr an Aids oder einem schweren Immundefekt,
weil sie nichts von der Infektion wissen und unbehandelt bleiben.
HIV muss heute nicht mehr zu Aids führen
HIV muss heute nicht mehr zu Aids führen. Medikamente verhindern
die Vermehrung von HIV im Körper, sodass man mit der HIV-Infektion
heute gut und lange leben kann. Die Therapie sorgt außerdem dafür,
dass HIV nicht mehr übertragbar ist.
Alle Erfahrungen zeigen: Eine Kombination aus Präventions- und
Behandlungsprogrammen lässt die Zahl von Infektionen, Erkrankungen
und Todesfällen schnell sinken.
Weitere Informationen:
Die Kampagne der Deutschen AIDS-Hilfe zur Internationalen
Aids-Konferenz: http://ots.de/yCWPOp
Pressemitteilung von UNAIDS: http://ots.de/cH6XHT
Weitere Informationen der Deutschen AIDS-Hilfe zur Internationalen
Aids-Konferenz: http://ots.de/RgHYTQ
Weitere Informationen zu Osteuropa: http://ots.de/j7zUID
Expertengruppe: Gesundheitsversorgung für Menschen ohne Papiere
sicherstellen: http://ots.de/7tLDLn
Deutsche AIDS-Hilfe: Keine Entwarnung bei Drogentodesfällen:
http://ots.de/WGyW6j
AIDS Action Europe: https://www.aidsactioneurope.org/en
Kampagne „Kein Aids für alle!“: https://kein-aids-fuer-alle.de/
Pressekontakt:
Die Deutsche AIDS-Hilfe ist mit einer Delegation vor Ort. Für
Interviews stehen die Fachleute der Deutschen AIDS-Hilfe gerne zur
Verfügung.
Deutsche AIDS-Hilfe
Holger Wicht
Pressesprecher
Mobil: 0171 27 49 511 und 0171 83 70 228
presse@dah.aidshilfe.de
www.aidshilfe.de
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