Erschreckende Zahlen der Bundesregierung: Kontrollen in deutschen Tierhaltungsbetrieben im Durchschnitt nur alle 17 Jahre – In Bayern sogar nur alle 50 Jahre – Tierrechtler fordern sofortige Maßnahmen

Anfang des Monats hat die Bundesregierung im Rahmen
der Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP (Drucksache 19/3195)
erschreckendes Zahlenmaterial zu Kontrollen in deutschen
Tierhaltungsbetrieben veröffentlicht. So werden diese in Deutschland
nicht nur sehr selten, sondern im Durchschnitt nur alle 17 Jahre
kontrolliert. Dabei sind die Kontrollen in Bundesländern, die eine
sehr hohe Dichte an so genannten Nutztieren und damit verhältnismäßig
viele Mast- und Zuchtbetriebe haben, am seltensten. In Niedersachsen
mit rund 95.000 Nutztierbetrieben, Baden-Württemberg mit über 82.000
Betrieben und Bayern mit fast 150.000 Betrieben finden Kontrollen nur
alle 21, 19 bzw. knapp 50 Jahre statt. Auch der Grund für die wenigen
Kontrollen wird durch die Antwort der Bundesregierung deutlich: Es
fehlt an ausreichendem Personal. Insgesamt gibt es nur knapp 15.000
Stellen für über 640.000 zu kontrollierende Betriebe. Auch hier
fallen die Bundesländer mit den meisten Nutztierbetrieben erneut auf,
denn die Bundesländer Niedersachsen, Baden-Württemberg, Brandenburg,
NRW und Bayern verfügen im Verhältnis über die wenigsten
Kontrolleure. Am gravierendsten ist die Situation in Bayern: Dort
sind laut Bundesregierung nur 600 Personen für die Kontrolle von
knapp 150.000 Betriebe eingesetzt. „Die Zahlen sind ein Armutszeugnis
für die Bundesregierung und die zuständigen Landesbehörden. Hier
versagt alles, was nur versagen kann“, empört sich Jan Peifer,
Vorstandsvorsitzender des Deutschen Tierschutzbüros, und ergänzt:
„Wenn die zuständigen Behörden nicht in der Lage sind,
Tierhaltungsbetriebe regelmäßig zu kontrollieren, dann muss dringend
gehandelt werden.“

Eine Sofortmaßnahme sieht das Deutsche Tierschutzbüro darin, dass
tausende neue Kontrolleure eingestellt werden. Zudem sollten keine
weiteren Genehmigungen für die Erweiterung und den Neubau von
Tierhaltungsanlagen erteilt werden, solange diese nicht regelmäßig
überprüft werden können. Nach dem Willen der Tierrechtler sollten die
Betriebe mindestens zweimal im Jahr unangekündigt kontrolliert
werden. „Eine Kontrolle alle 6 Monate wäre das Mindeste. Gleichwohl
setzen wir uns langfristig für die komplette Abschaffung der
Massentierhaltung und der sogenannten Nutztierhaltung ein, denn Tiere
wollen in Freiheit leben und nicht unter den Zuständen in der
Nutztierindustrie“, so Peifer.

Aus der Beantwortung der Kleinen Anfrage wird auch deutlich, dass,
wenn kontrolliert wird, viele Betriebe durch Verstöße auffallen. Auch
hier führen die Negativ-Liste wieder die Bundesländer mit der
höchsten Nutztierdichte an. So wurden letztes Jahr in Niedersachsen
4.487 Betriebe kontrolliert, dabei gab es in 1.326 Betrieben
Beanstandungen. Ähnlich sieht es in Nordrhein-Westfalen aus, wo 2017
auf 5.470 Betriebe 860 Beanstandungen kamen. „Wenn man schon so
wenige Betriebe kontrolliert und dabei so häufig Mängel vorfindet,
dann müssten doch längst alle Alarmglocken läuten! Ich kann nicht
verstehen, warum die Behörden nicht handeln und nicht durchgreifen“,
so Peifer.

Statt mehr Kontrolleure einzustellen, will die Bundesregierung
härter gegen Tierrechtsorganisationen, die Bildmaterial aus
heimlichen Stallkontrollen veröffentlichen, vorgehen. Die Aktivisten
des Deutschen Tierschutzbüros fühlen sich aufgrund des
veröffentlichten Zahlenmaterials und der Untätigkeit der
Bundesregierung bestärkt in ihrem Vorgehen: „Statt gegen
Organisationen wie uns vorzugehen, sollte die Regierung endlich
handeln und Betriebe mehr kontrollieren und sanktionieren“,
kritisiert Peifer. Als jüngstes Beispiel führen die Tierrechtler das
Schweinehochhaus in Maasdorf bei Halle an. „Jahrelang hat die
zuständige Behörde weggeschaut beziehungsweise beide Augen fest
zugedrückt. Erst unsere Enthüllungen und Videobeweise führten dazu,
dass die Staatsanwaltschaft nun gegen die Verantwortlichen
ermittelt“, so Peifer. Eine aktuelle Emnid-Umfrage im Auftrag der
führenden Tierrechtsorganisationen PETA, ARIWA, tierretter.de, SOKO
Tierschutz, Animal Equality und Deutsches Tierschutzbüro zeigt, dass
der überwiegende Teil der Bevölkerung es für legitim hält, wenn
heimliche Stallkontrollen von Aktivisten durchgeführt und diese von
Tierrechtsorganisationen veröffentlicht werden. „Millionen von Tieren
leiden jährlich in der qualvollen Massentierhaltung. Diesen Tieren
muss jetzt geholfen werden! Wenn die Politik dies nicht kann oder
will, muss der Verbraucher handeln und tierische Produkte durch
pflanzliche Alternativen tauschen, denn nur so kann den Tieren
wirklich und nachhaltig geholfen werden“, so Peifer abschließend.

Die vollständige Beantwortung der Kleinen Anfrage finden Sie auf
der Website des Deutschen Tierschutzbüros unter
https://www.tierschutzbuero.de/erschreckende-zahlen-bundesregierung/

Pressekontakt:
Fabian Steinecke, Pressesprecher Deutsches Tierschutzbüro e.V.,
Tel.: 030-2700496-11; 0174-6970841,
fabian.steinecke@tierschutzbuero.de

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