Man muss ein paar Jahrhunderte
zurückblicken, um einen vergleichbar dramatischen Schritt zu
entdecken – auch das mag belegen, wie sehr die Kirche dem hektischen
Taktschlag des Internet-Zeitalters eine Art Zeitlosigkeit
entgegensetzt. Das gibt der Kirche und ihrem obersten Vertreter Kraft
und Schwäche zugleich: die Kraft, sich der Despotie der
Kurzschluss-Entscheidungen zu entziehen. Aber auch die Schwäche, auf
viele drängende Fragen der Zeit keine schnellen, gültigen Antworten
zu finden.
Als Joseph Aloisius Ratzinger am 19. April 2005 gewählt wurde, war
er gerade drei Tage zuvor 78 geworden. Als Übergangspapst wurde er
sogleich bezeichnet; wenn er aus dem Amt geht, wird er fast acht
Jahre lang die Kirche geprägt haben – länger, als viele weltliche
Führer. War er, wie manche raunten, schon zu Beginn zu alt für dieses
Amt? Kann ein End-Siebziger der Kirche noch die Impulse geben, die
sie braucht?
Gegenfrage: Welche Impulse braucht die Kirche überhaupt? Während
die Institution, nicht zuletzt dank der gruseligen
Missbrauchsskandale, in der westlichen Welt wie ausgelaugt wirkt, von
immer mehr Gläubigen verlassen (der Kölner Kardinal Meissner sprach
jüngst von einer „Katholikenphobie“), boomt sie in den Ländern der
Dritten Welt. Dort verfängt die kirchliche Botschaft offenbar
weiterhin, die Benedikt XVI. in vielen Reden und Predigten auf ihren
Kern zurückgeführt hat: Im Glauben liegt die Kraft des Christen.
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