Wer nach dem überraschenden Rücktritt von
FDP-Generalsekretär Christian Lindner von einer Führungskrise
spricht, verharmlost die Lage. Die Partei befindet sich in einer
Existenzkrise. Um ein neues Führungsteam aufzubauen und neue
Glaubwürdigkeit zu gewinnen, bräuchte die FDP Zeit. Sie müsste in der
Opposition die Erneuerung suchen. Opposition wäre in diesem Fall
nicht „Mist“ – wie einst SPD-Fraktionschef Franz Müntefering meinte
-, sondern eine Chance.
Genau hier aber liegt die Tragödie der Partei in dieser Krise.
Ein Bruch der schwarz-gelben Koalition würde Neuwahlen zur Folge
haben. Die FDP drohte dann auch aus dem Bundestag zu fliegen – so wie
aus immer mehr Landtagen. Verzweifelt bleibt die überforderte
Jungmannen-Riege an Bord. Rasch wird Patrick Döring als neuer
Generalsekretär vom Maschinenraum auf die Brücke geholt. Ein
liberales Sonnendeck gibt es schon lange nicht mehr; die See ist
stürmisch.
Wie sagte Kanzlerin Merkel gestern in ihrer Regierungserklärung
zum Euro-Gipfel: Die Weichen für Solidität, Stabilität und Vertrauen
in Europa sind gestellt. Für die FDP gilt das nicht mehr.
Autor: Stephan Richter
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