FT: Kommentar Flensburger Tageblatt zu Seehofer

Den Gegensatz zwischen privatem Klartext von
Politikern und ihren öffentlichen Sprechblasen haben viele
Journalisten schon erlebt. Dank Horst Seehofer erfährt nun die
Öffentlichkeit, dass Parteifunktionäre auch nur wie Normalmenschen
reagieren, obwohl ihre aalglatte Interview-Phraseologie so oft daran
zweifeln lässt. Der Internet-Begeisterungssturm über den
herzerfrischenden CSU-Chef sollte Politikern aller Parteien nahe
bringen, dass die wirklichkeitsfremde Kommunikation des Berliner
Regierungsviertels der Politikverdrossenheit Vorschub leistet. Zwar
wird bayerischen Lokalmatadoren traditionell Narrenfreiheit
zugebilligt. In die polternde Tradition eines Franz Josef Strauß fügt
sich der sprunghafte Seehofer fugenlos ein. Wie Strauß einst Helmut
Kohl das Leben zur Hölle machte, wird nun auch Merkel vom voralpinen
Donnergrollen gestört, da sie doch Montag erst Durchhalteparolen
ausgegeben hatte.

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