Weil endlich auch langzeitarbeitslose Väter und
Mütter einen Job finden, sind immer weniger Kinder auf staatliche
Hartz-IV-Unterstützung angewiesen. So weit, so gut. Bedenklich
stimmt, dass es erhebliche regionale Unterschiede gibt. In großen
Städten wird nach wie vor fast jedes dritte Kind durch staatliche
Hilfe alimentiert. Die Jungen und Mädchen wachsen in Familien auf,
die teilweise in zweiter oder dritter Generation von Stütze leben.
Hier vererbt sich Armut; es entstehen Gettos, die schnell soziale
Sprengkraft entwickeln können, wenn im wirtschaftlichen Abschwung
die Solidarität in der Gesellschaft schwindet. Deshalb wäre es
fatal, wenn sich die Verantwortlichen auf den tendenziell günstigen
Zahlen der Bundesagentur für Arbeit ausruhten. Vielmehr muss
Kinderarmut als zentrales sozialpolitisches Problem weiter bekämpft
werden – vorrangig indem die Armuts-Erbfolge durch gute Betreuung
und Bildung aufgebrochen wird. Eine Erhöhung der
Hartz-IV-Sätze, wie sie Opposition, Gewerkschaften und
Wohlfahrtsverbände jetzt wieder fordern, ist der falsche Weg.
Im Zweifelsfall animiert mehr Geld nur dazu, auch in der nächsten
Generation weiter zu hartzen.
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Flensburger Tageblatt
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