Am 19. November ist Volkstrauertag. Diesen Gedenktag gibt es schon
fast hundert Jahre. Doch dieses Mal ist er politisch aufgeladen. Denn
Gedenkkultur in Deutschland ist im Jahr 2017 ein kontrovers
diskutiertes Thema. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist
Veranstalter der zentralen Gedenkveranstaltung im Bundestag – und
verzeichnet in diesem Jahr so viele Anmeldungen von Abgeordneten wie
noch nie. Die zentrale Gedenkstunde wird ab 13.30 Uhr von der ARD
live übertragen.
Der Volksbund ist ein wichtiger Akteur der europäischen Gedenk-
und Erinnerungskultur und begreift sich als politische, wenn auch
nicht parteipolitisch gebundene Organisation. „Wir gedenken aller
Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft und lehnen Verkürzung und
Verdrehung dieses Gedenkens ab“ so Wolfgang Schneiderhan, Präsident
des Volksbundes. Im Juni und September hatte der Volksbund mit einer
eindrücklichen Plakatkampagne unter dem Motto: DARUM EUROPA! vor
Populismus und Nationalismus gewarnt. Im Hintergrund steht dabei die
Mahnung von Albert Schweitzer: „Die Kriegsgräber sind die großen
Prediger des Friedens“.
Beim Volkstrauertag kommen Menschen im In- und Ausland bei
zahlreichen Gedenkveranstaltungen zusammen. In Berlin finden ganz
unterschiedliche Veranstaltungen statt, die der Volksbund begleitet.
Gedenken in der Lilienthalstraße
Am Vorabend des Volkstrauertages findet auf dem ehemaligen
Berlin-Neuköllner Standortfriedhof in der Lilienthalstraße ab 16.30
Uhr eine besondere Form des Gedenkens statt. Bei der Veranstaltung,
die durch ihren internationalen Charakter geprägt ist, sind
zahlreiche Auslandsbotschaften, meist durch ihre Militärattachés
vertreten. Sie wird von einer Bundeswehrformation im Fackelschein
begleitet und ist deshalb nicht unumstritten, sie wurde mehrfach Ziel
von Protesten und Störaktionen. Dabei ist diese
Traditionsveranstaltung ein gemeinsames Anliegen der vertretenen
Nationen. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik
und der russischen Föderation gerade im Bereich der
Kriegsgräberfürsorge entwickeln sich Gemeinsamkeiten der
Gedenkkulturen. Die Ansprache wird General Popow, hochrangiger
Vertreter des russischen Verteidigungsministeriums halten.
Podiumsdiskussion zu europäischen Erinnerungskulturen
Gleichzeitig veranstaltet der Volksbund ein internationales
Fachkräfteseminar. Dabei arbeiten Multiplikatoren der Schul- und
Bildungsarbeit zum Schwerpunktthema „Europa, der Krieg und ich“ mit
Fokus auf das Ende des Ersten Weltkrieges. Erörtert wird dabei, wie
historisches Lernen in der pädagogischen Praxis durch digitale
Medien, etwa die Volksbund-App „Lost Generation“ ergänzt werden kann.
Die Podiumsdiskussion zu „Erinnerungskulturen im europäischen
Kontext“ am Sonntagvormittag bildet den Abschluss der Veranstaltung.
Pankow, Gedenkstätte Schönholzer Heide
Am Samstag wird am Sowjetischen Ehrenmal Schönholzer Heide in
Berlin-Pankow bereits ab 10 Uhr an die Opfer von Krieg und
Gewaltherrschaft erinnert. Im Zentrum des Gedenkens stehen hierbei
die über 13 000 Soldaten der Roten Armee, die bei den Kämpfen um
Berlin im April/Mai 1945 ums Leben gekommen sind. Volksbund-Präsident
Wolfgang Schneiderhan wird hier die Gedenkrede halten.
Ehrung des Widerstandes – Gedenkstätte Plötzensee
Am Samstag ab 12 Uhr wird an der Gedenkstätte Plötzensee in Berlin
des Widerstandes gegen das NS-Regime gedacht. Etwa 3 000 Menschen
wurden zwischen 1933 und 1945 nach den Unrechtsurteilen der NS-Justiz
hingerichtet. Volksbund-Präsident Wolfgang Schneiderhan und
Generalsekretärin Daniela Schily werden anwesend sein. Die
Gedenkveranstaltung wird von Jugendlichen des Berliner
Volksbund-Landesverbandes mitgestaltet.
Jüdischer Friedhof Berlin-Weißensee
Am Sonntag beginnt der eigentliche Volkstrauertag bereits um 8.30
Uhr mit einer stillen Kranzniederlegung auf dem jüdischen Friedhof
Weißensee. Diese Begräbnisstätte ist einer der größten jüdischen
Friedhöfe Europas, auf dem mehr als 115.000 jüdische Berlinerinnen
und Berliner beigesetzt sind – darunter auch viele Soldaten und
Offiziere des Ersten Weltkrieges. Der Volksbund organisiert in
Zusammenarbeit mit Bundeswehr und Reservisten dort Arbeitseinsätze
zur Pflege der Grabstätten deutscher Soldaten jüdischen Glaubens.
Bundeswehr-Ehrenmal am Bendler-Block
Das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) lädt anlässlich des
Volkstrauertages ab 10.30 Uhr zu einer Gedenkveranstaltung am
Ehrenmal der Bundeswehr in Berlin ein. Hier wird der Soldaten und
zivilen Angestellten gedacht, die ihr Leben in Folge der Ausübung
ihrer Dienstpflichten für die Bundesrepublik Deutschland verloren
haben. Dort wird der Volksbund-Präsident und ehemalige
Generalinspekteur des Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan, vertreten
sein.
Zentrale Gedenkstätte „Neue Wache“
Die „Neue Wache“ (Unter den Linden) ist seit 1993 die zentrale
Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer von Krieg
und Gewaltherrschaft. Die Repräsentanten der fünf Verfassungsorgane
werden dort am Volkstrauertag ab 12.30 Uhr Kränze niederlegen.
Zentrale Gedenkveranstaltung im Deutschen Bundestag
Den Abschluss der verschiedenen Gedenkveranstaltungen bildet ab
13.30 Uhr (live in der ARD) die zentrale Gedenkfeier im Deutschen
Bundestag. Dort wird auch eine osteuropäische Delegation im
ehemaligen Reichstagsgebäude empfangen, die den Volksbund bei
zahlreichen Projekten der Kriegsgräberfürsorge unterstützt hatte,
etwa bei gemeinsamen Umbettungsarbeiten oder der Forschungsarbeit zum
Schicksal deutscher und sowjetischer Kriegsgefangener.
Wolfgang Schneiderhan, Präsident des Volksbundes, wird diese
Gedenkstunde im Bundestag mit seiner Begrüßungsansprache eröffnen.
Die Gedenkrede hält der estnische Ministerpräsident und aktuelle
Präsident des Rates der Europäischen Union Jüri Ratas. Das
Totengedenken spricht Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier.
Gleichzeitig finden in zahlreichen deutschen Städten und Gemeinden
viele Gedenkfeiern statt – in der Bundesrepublik, aber auch im
Ausland von Australien bis Norwegen. Der Volksbund pflegt im Auftrag
der Bundesregierung 833 Kriegsgräberstätten mit 2,7 Millionen
Kriegstoten in 46 Ländern. Er bietet den Angehörigen einen Platz für
ihre Trauer und erhält das Gedenken an die Toten. Damit erinnert er
an die Folgen von Krieg und Gewalt und mahnt zum Frieden.
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