Kinderreport 2018 des Deutschen Kinderhilfswerkes: Große Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland fordert umfangreiche Maßnahmen gegen Kinderarmut

Ein Großteil der Bevölkerung in Deutschland stellt
Staat und Gesellschaft ein schlechtes Zeugnis bei der Bekämpfung der
Kinderarmut in Deutschland aus. Rund drei Viertel sind der Ansicht,
dass diese „eher wenig“ oder „sehr wenig“ tun, um Kinderarmut
wirkungsvoll entgegenzutreten. Neben diesem unzureichenden Engagement
sind zu geringe Einkommen der Eltern durch prekäre
Arbeitsverhältnisse sowie die zu geringe Unterstützung für
Alleinerziehende die wichtigsten Auslöser für Kinderarmut in
Deutschland. Das sind zentrale Ergebnisse einer repräsentativen
Umfrage des Politikforschungsinstituts Kantar Public im Auftrag des
Deutschen Kinderhilfswerkes für den Kinderreport 2018, den der
Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes, Thomas Krüger, und der
niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil heute in Berlin
vorstellten.

„Der Kinderreport 2018 des Deutschen Kinderhilfswerkes zeigt klar
und deutlich, dass die Menschen in Deutschland Staat und Gesellschaft
in der Pflicht sehen, entschiedener als bisher die Kinderarmut in
unserem Land zu bekämpfen. Hier braucht es ein Gesamtkonzept, das mit
ausreichenden finanziellen Mitteln ausgestattet ist und umfangreiche
Reformen bündelt. Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik sind ebenso
zu berücksichtigen, wie Familien- und Bildungspolitik, Gesundheits-
und Sozialpolitik sowie Stadtentwicklungs- und Wohnungsbaupolitik“,
betont Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes.

Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil würdigte bei
der Präsentation der Kinderreports 2018 den Einsatz des Deutschen
Kinderhilfswerkes. Sorge bereite ihm insbesondere die anhaltend hohe
Kinderarmut. Die im Sondierungspapier von Union und SPD vereinbarte
Erhöhung des Kindergeldes von 25 Euro reiche nicht, um die
bedrückende Kinderarmut zu verringern. „Wir müssen deshalb intensiv
über die Einführung einer Kindergrundsicherung diskutieren“, sagte
Weil. Trotz der hohen Armutsquote sei er aber optimistisch, sagte der
Ministerpräsident. Die Aufnahme von Kinderrechten in die
Landesverfassung oder die Einsetzung einer Kinderkommission haben die
Rechte von Kindern und Jugendlichen in Niedersachsen gestärkt, „und
auf Bundesebene rückt die Verankerung von Kinderrechten ins
Grundgesetz in greifbare Nähe“.

Bei der Frage, wie die Kinderarmut in Deutschland bekämpft werden
sollte, fordert ein Großteil der Bevölkerung eine umfassende
Veränderung politischer Rahmenbedingungen. Dazu gehören die
Unterstützung von einkommensschwachen Familien mit
Lehrmittelfreiheit, kostenfreie Beteiligungsmöglichkeiten an Bildung,
Kultur und Sport, sowie kostenlose Ganztagsbetreuungen und
kostenfreies Essen in Schulen und Kitas. Sehr stark verbreitet ist
auch die Forderung, in Schulen und Kitas mehr Fachkräfte und
Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter einzusetzen. Ebenso wird mehr
Beratung, zum Beispiel in staatlichen Einrichtungen, als wichtig
erachtet. Von der Mehrheit der Bevölkerung werden außerdem eine
Anhebung der Hartz-IV-Regelsätze für Kinder und eine Erhöhung des
Kindergeldes als notwendig bewertet.

Auch bei der Frage der Finanzierung der notwendigen Maßnahmen gibt
es eine große Übereinstimmung: Knapp zwei Drittel der befragten
Erwachsenen wären bereit, mehr Steuern zu bezahlen, wenn damit das
Problem der Kinderarmut in Deutschland wirksam bekämpft würde.
Gleichlautende Bekundungen finden sich in fast allen politischen
Lagern.

„Wer Vollzeit arbeitet muss in der Lage sein, den
Familienunterhalt aus eigener Kraft zu bestreiten. Deshalb brauchen
wir armutsfeste Löhne in Deutschland. Wenn Eltern dies nicht aus
eigener Kraft können, muss der Staat Kinder materiell absichern und
ihre Teilhabe an der Gesellschaft gewährleisten. Die Zusammenführung
von Kindergeld und Kinderzuschlag bei gleichzeitiger Anhebung der
Kombileistung ist aus Sicht des Deutschen Kinderhilfswerkes ein
sinnvoller erster Schritt zur Vereinfachung des Systems. Weiterhin
gilt es, die Kinderregelsätze möglichst zügig auf ein armutsfestes
Niveau anzuheben“, so Thomas Krüger weiter. „Grundsätzlich setzt sich
das Deutsche Kinderhilfswerk für die Einführung einer
Kindergrundsicherung ein, die das Existenzminimum von Kindern
unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten der Familie, der
Familienform und dem bisherigen Unterstützungssystem gewährleistet.
Außerdem plädieren wir für ein Bundeskinderteilhabegesetz, das
Kindern und Heranwachsenden aus Familien in prekären Lebenslagen
einen besonderen Rechtsanspruch auf Förderung und Teilhabe gibt,
bundeseinheitliche Standards setzt und Fachgesetze für mehr Teilhabe
und effektive Armutsprävention systematisch ändert und ergänzt. Ziel
ist dabei insbesondere Teilhabe durch eine bedarfsgerechte
Infrastruktur im direkten Lebensumfeld zu garantieren.“

Für den Kinderreport 2018 des Deutschen Kinderhilfswerkes führte
das Politikforschungsinstitut Kantar Public zwei Umfragen, eine unter
Kindern und Jugendlichen (10- bis 17-jährige) und eine unter
Erwachsenen (ab 18-jährige), in Deutschland durch. Befragt wurden
insgesamt 1.621 Personen, davon 620 Kinder und Jugendliche sowie
1.001 Erwachsene. Die Befragungen wurden online unter Nutzung eines
Access-Panels (Kinder und Jugendliche) sowie mittels
computergestützter Telefoninterviews (Erwachsene) durchgeführt. Die
Fragen wurden Kindern und Jugendlichen sowie Erwachsenen
gleichermaßen gestellt, allerdings wurde den Kindern und Jugendlichen
ein Fragebogen mit Formulierungen vorgelegt, die der Altersgruppe
angepasst worden waren. Die Fehlertoleranz der Umfrage bei den
Kindern und Jugendlichen liegt mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit
bei unter 1,7 (bei einem Anteilswert von 5 Prozent) bzw. 4,0
Prozentpunkten (bei einem Anteilswert von 50 Prozent), die bei den
Erwachsenen bei unter 1,4 (bei einem Anteilswert von 5 Prozent) bzw.
3,1 Prozentpunkten (bei einem Anteilswert von 50 Prozent).

Unter www.dkhw.de/kinderreport2018/ergebnisse finden sich die
Ergebnisse der repräsentativen Umfrage für den Kinderreport 2018.

Der Kinderreport 2018 des Deutschen Kinderhilfswerkes kann unter
www.dkhw.de/kinderreport2018 heruntergeladen werden.

Eine Zusammenfassung des Kinderreports 2018 des Deutschen
Kinderhilfswerkes findet sich unter
www.dkhw.de/kinderreport2018/kurz.

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