Kölner Stadt-Anzeiger: Mehr als 2600 Amokdrohungen an deutschen Schulen

In Deutschland werden pro Jahr durchschnittlich 400
Amokläufe von Schülern angedroht. Das ist das Ergebnis einer bislang
unveröffentlichten Studie der Universität Köln, aus der der „Kölner
Stadt-Anzeiger“ (Mittwochs-Ausgabe) zitiert. Die Psychologin Sarah
Neuhäuser hat für die Arbeit erstmals bundesweit Zahlen dafür
zusammengetragen, wie viele Androhungen polizeilich registriert
wurden. Demnach wurden zwischen 2006 und 2010 allein in den zehn
Bundeslän-dern, aus denen Daten zur Verfügung standen, 2612 Drohungen
über sogenannte School-Shootings gemeldet. Die mit 1279 meisten
Amok-Androhungen wurden in Nordrhein-Westfalen registriert, was die
Forscherin mit dem besonders guten Erfassungssystem in diesem
Bundesland erklärt. Die Zah-len aus NRW seien deshalb ein
realistisches Bild der Situation an Schulen. Neuhäuser fordert ein
bundeseinheitliches Erfassungssystem sogenannter „Leakings“ (von
engl. leak: Leck, durch-sickern lassen), Drohungen also, mit denen
potenzielle Amokläufer im Vorfeld ihrer Tat auf sich aufmerksam
machen. Die Daten der Studie zeigen, wie die Berichterstattung über
Amoktäter Trittbrettfahrer zu Dro-hungen animiert. So vervierfachte
sich etwa im März 2009 nach dem School-Shooting in Win-nenden die
Zahl der Androhungen. In Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen stieg
die Zahl der Amokdrohungen binnen eines Monats sogar um das 30-fache.
Von 1999 bis 2009 gab es neun Schul-Amokläufe in Deutschland, bei
denen 35 Menschen getö-tet und über 50 verletzt wurden.

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