Der am 14.12. veröffentlichte Landminenmonitor
2017 zeigt im dritten Jahr in Folge einen dramatischen Anstieg der
Opferzahlen durch Minen und explosive Kriegsreste. Mindestens 8.605
Menschen wurden durch diese Waffen im Jahr 2016 getötet oder
verletzt. 2013 waren es noch 3.450 Menschen, Der massive Anstieg
seither ist vor allem auf die hohen Opferzahlen in den
Konfliktgebieten in Afghanistan, dem Jemen, Libyen und der Ukraine
zurückzuführen. Handicap International ruft die Staaten auf, das
internationale humanitäre Recht durchzusetzen und Druck auf
Konfliktparteien auszuüben, um dem Einsatz dieser barbarischen Waffen
ein Ende zu setzen. Dies geschieht im Vorfeld des Treffens der
Vertragsstaaten des Ottawa-Vertrags zum Verbot von
Anti-Personen-Minen, das vom 18. bis zum 21. Dezember in Wien
stattfindet.
Der Landminenmonitor 2017 analysiert die Umsetzung des
Ottawa-Vertrags anhand von Daten, die bis Ende 2016 erhoben wurden
(und in einzelnen Fällen bis heute). Dieser Vertrag verbietet
Einsatz, Produktion, Transfer und Lagerung von Anti-Personen-Minen
und fordert die Unterstützung betroffener Länder durch Räumung und
Opferhilfe. Seit der Vertrag vor 20 Jahren geschlossen wurde, ging
die Zahl der Opfer zurück – bis 2013. Für das Jahr 2017 verzeichnet
der Monitor die höchste Anzahl an Opfern seit seiner ersten
Veröffentlichung im Jahr 2000. Damals wurden für das Jahr 1999 9.228
Tote und Verletzte dokumentiert. Die meisten Unfälle ereigneten sich
2016 in Afghanistan, dem Jemen, Libyen, Syrien und der Ukraine. Mit
78 Prozent stammte die große Mehrheit der von Anti-Personen-Minen
getöteten und verletzten Menschen aus der Zivilbevölkerung. 42
Prozent der zivilen Opfer waren Kinder.
Noch nie forderten improvisierte Minen (von den Kampfparteien
hergestellte Sprengsätze, die wie Anti-Personen-Minen funktionieren)
so viele Opfer: 1.805 Menschen, darunter allein 1.180 in Afghanistan.
Der Ottawa-Vertrag verbietet den Einsatz von sogenannten
„opfer-aktivierten“ Minen und gilt deshalb auch für „improvisierte
Minen“, die genau wie Anti-Personen-Minen wirken.
Der Landminenmonitor bestätigt neue Einsätze von
Anti-Personen-Minen durch die Regierungstruppen Myanmars und Syriens
zwischen Oktober 2016 und Oktober 2017. Ansonsten setzten nur noch
nicht-staatliche Gruppen Anti-Personen-Minen ein, darunter auch
improvisierte Varianten, in mindestens neun Ländern: Afghanistan,
Indien, Irak, Jemen, Myanmar, Nigeria, Pakistan, Syrien und Ukraine.
Insgesamt 61 Staaten und Gebiete sind weltweit von Minen
betroffen, davon sind 33 Mitgliedsstaaten des Ottawa-Vertrags. Sie
sind verpflichtet, die bekannten Kontaminierungen innerhalb von zehn
Jahren zu räumen. Nur vier dieser Ländern scheinen ihre Fristen
einhalten zu können: Chile, die Demokratische Republik Kongo,
Mauretanien und Peru.
„Der Ottawa-Vertrag fordert die Vertragsstaaten auf, sich
gegenseitig bei der Räumung verminter Gebiete zu unterstützen!“,
betont Eva Maria Fischer, Leiterin Advocacy bei Handicap
International Deutschland. „Die Staatenkonferenz in Wien bietet die
Möglichkeit, dass die Vertragsstaaten noch einmal verstärkte
Anstrengungen ankündigen. Denn nur so werden sie das vor drei Jahren
in Maputo gemeinsam gesetzte Ziel erreichen, die Welt bis 2025 von
Minen zu befreien.“
Einen ersten Schritt in diese Richtung dokumentiert der neue
Landminenmonitor: Im Jahr 2016 erhöhten 20 Geberländer ihre
Unterstützung für Minenaktionen, also Aktivitäten wie Minenräumung
und Opferhilfe, die die Folgen von Minen reduzieren. Zusammen mit
nationalen Programmen betroffener Staaten in Höhe von rund 85
Millionen US Dollar wurden weltweit etwa 564,5 Millionen US Dollar
für Minenaktionen ausgegeben. Dies entspricht einem Anstieg von ca.
40 Millionen im Vergleich zum Jahr 2015.
Deutschland gehört neben den USA, der EU, Japan und Norwegen zu
den größten Geldgebern für Minenaktion. Alleine die EU und
Deutschland trugen 64 Prozent zum Anstieg der weltweiten
Unterstützung für Minenaktion bei.
Die wichtigsten Faken aus dem Landminenmonitor finden Sie hier:
http://bit.ly/major-findings-2017
Die vollständige Fassung des Landminenmonitor finden Sie hier:
http://bit.ly/lm-monitor2017
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