Lausitzer Rundschau: Auf Streik gepoltÄrzte wollen im Tarifstreit Praxen schließen

Nun also doch: Die Praxisärzte blasen zum
Arbeitskampf für höhere Honorare. Der Patient hört es – und ist
verunsichert. Doch gemach. Wer sich mit der Rechtslage befasst, der
wird erkennen, dass Ärzte eben doch nicht so einfach streiken können
wie fast jede andere Berufsgruppe. Schließlich haben sie sich zur
ambulanten Versorgung verpflichtet. Verantwortlich dafür sind die
Kassenärztlichen Vereinigungen. Käme es hart auf hart, könnten am
Ende sogar die Krankenhäuser für ambulante Behandlungen geöffnet
werden. Die Weisungsbefugnis dafür hätten die Gesundheitsministerien
der einzelnen Bundesländer. Keiner muss also befürchten, im akuten
Notfall nicht behandelt zu werden. Zu hoffen bleibt gleichwohl, dass
es gar nicht erst zu Praxisschließungen kommt und endlich Vernunft
bei allen beteiligen Seiten einkehrt. Den Patienten wäre es
jedenfalls nur schwer zu erklären, dass sie vor verschlossenen Türen
stehen sollen, nur weil ein Berufsstand mit einem durchschnittlichen
Nettoeinkommen von 5400 Euro im Monat die Streik-Keule schwingt.
Diese Zahl stammt wohlgemerkt nicht von den Krankenkassen, sondern
von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, also den Medizinern
selbst. Zweifellos gibt es dabei exzellent bezahlte Ärztegruppen und
solche, die für ihre Arbeit deutlich unterbezahlt sind. Das System
kann aber nicht so funktionieren, massenhaft Geld in den Honorartopf
zu schaufeln, bis auch der letzte vermeintlich oder tatsächlich zu
kurz gekommene Mediziner zufrieden ist. Nicht nur die Kassen-Seite,
auch die Ärzte-Lobby hat es in der Hand, zunächst einmal für mehr
Verteilungsgerechtigkeit in der Medizinerzunft zu sorgen.

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