Wenn ein Minister seine Ehefrau mitnimmt dorthin,
wo die Amtspflichten auf den Nägeln brennen, sollte man sich
kritische Anmerkungen ersparen. Eine moderne Ehe kann sich durchaus
damit auszeichnen, dass die Weggefährtin etwas vertrauter wird mit
dem Berufsalltag des Angeheirateten. Aber so einfach erklärt sich die
Reise der Guttenbergs ins kriegerische Afghanistan leider doch nicht.
Das war ein Trip mit beabsichtigter Folgewirkung weit über den
ehelichen Bereich hinaus. Dass sich ein bekannter Fernsehmann dazu
gesellte und auch gleich eine Show mit produziert wurde, passt da
voll ins Konzept. Und dieser Aspekt des ganzen Schauspiels hat
tatsächlich einen überaus fragwürdigen Charakter – nicht zuletzt
wegen der allzu großen Nähe eines Ministers zu einer bestimmten
Fernsehkette. Da haben sich zwei gefunden, die besser ein wenig
Distanz walten lassen sollten. Das Feldgeschrei der Opposition wird
in diesem Zusammenhang allerdings wenig nutzen. Die schönen Bilder
von der Model-Gattin halten allemal der Kritik von Zeitgenossen wie
Sigmar Gabriel oder Gregor Gysi stand. Da mag der eine oder andere
Parteigänger aus gutem Grund den Zeigefinger heben, die Masse der
Wähler will lieber solche Bilder sehen als die immer gleiche, nicht
ganz so attraktiven Männerriege. Karl-Theodor aus altem
Adelsgeschlecht hat eben einen ganz untrüglichen Machtinstinkt
mitgeerbt und setzt seine Waffen ohne große Rücksicht ein. Der
Truppenbesuch war deswegen vor allem eine Ankündigung. Der Mann
wollte klarstellen, dass er und seine Frau ganz außergewöhnliche
Ambitionen hegen. Dem zu begegnen, wird nicht mit der Forderung
gelingen, die attraktive Dame möge in Zukunft doch bitte zu Hause auf
dem Schloss bleiben. Den Guttenbergs bietet nur der Paroli, der sich
zumindest ein wenig einlässt auf diese in Deutschland noch ganz
ungewohnte Mischung aus Politik und Show. Und angesichts der
Verdrossenheit, die die Menschen regelmäßig überfällt, wenn sie sich
der Pflicht unterziehen, politischen Kontroversen zu folgen, ist die
Aufregung um das edle Paar durchaus hilfreich. Wer die Gefühle der
Menschen anspricht, hat als Politiker – Obama lässt grüßen – auch ein
Recht auf Erfolg. Dass dabei nicht alles möglich ist und die Grenze
zur Geschmacklosigkeit eine ernste Bedrohung, wissen die Menschen in
Deutschland gut genug. Wogegen es sich aber grundsätzlich zu wehren
gilt, ist der kombinierte Zugriff auf die Wählerherzen und die
Sendezentralen und damit die weitgehende Ausschaltung kritischer
Gegengewichte. Und dies ist hier auch nur schwer vorstellbar. Ein
Durchmarsch a la Berlusconi wird dem Freiherrn also nicht gelingen –
und er ist klug genug, dies erst gar nicht versuchen.
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