Lausitzer Rundschau: Energie Cottbus schafft am letzten Spieltag den Zweitliga-Klassenerhalt / Verkorkste Saison / Von Jan Lehmann

Es ist also endlich geschafft: Energie Cottbus hat
am letzten Spieltag den Klassenerhalt in der 2. Fußball-Bundesliga
gepackt. Dass der Verein den Profis mit einer hohen Prämie noch
einmal einen zusätzlichen Anreiz bieten musste, sagt eigentlich alles
über diese verkorkste Saison aus. Aber der Zweck heiligt eben auch
fragwürdige Mittel, und Energie geht somit in sein 16. Jahr im
Profi-Fußball. Das ist zwar kein Grund für euphorischen Jubel,
allemal aber für Erleichterung. Gleichwohl darf der Verein nicht den
Fehler machen und sich zufrieden zurücklehnen. Seit dem guten
Saisonstart spielt Energie nunmehr fast ein gesamtes Fußballjahr wie
ein Absteiger. Es muss sich einiges ändern, damit das in der
kommenden Spielzeit nicht gleich so weitergeht. Vor allem hinter der
Mannschaft steht ein großes Fragezeichen. Wie konnte ein Kader, der
zu den teureren in der 2. Liga gehört, so versagen? Offenbar eine
Charakterfrage, die schon lange vor der bedenklichen
Prämien-Ausschüttung am letzten Spieltag zutage trat: Als nämlich die
Chancen auf den erhofften Aufstieg ebenso wie die auf eine neuerliche
Pokalüberraschung frühzeitig dahin waren, ließ sich die Mannschaft
monatelang gehen. Hier gilt es, ganz genau hinzuschauen, welchen
Profi man in Zukunft tatsächlich gebrauchen kann. Ganz offensichtlich
haben sich die talentierten Einzelspieler nie zu einem echten Team
zusammengefunden. Weil Ex-Trainer Claus-Dieter Wollitz allen
Führungsanspruch auf sich vereinte, entwickelte sich auch keine
funktionierende Hackordnung. Was dem Ex-Coach zugute zu halten ist:
Er hat von der oft lethargischen Mannschaft immerhin einige
Trotzreaktionen provoziert und den Großteil der für den Klassenerhalt
notwendigen Punkte eingefahren. Die Bilanz seines Nachfolgers Rudi
Bommer ist mit zwei Siegen aus 15 Spielen schlichtweg miserabel. Er
muss noch beweisen, dass er der richtige Mann für Energie ist. Sollte
ihm das nicht gelingen, müsste Präsident Ulrich Lepsch bald schon
wieder auf Trainersuche gehen. Und allein diese Tatsache zeigt ein
weiteres Problem auf. Energie fehlt ein Sportdirektor. Spätestens die
fragwürdige Transferpolitik im Vorsommer hat Grenzen aufgezeigt.
Deswegen tut der Verein gut daran, die Suche nach einem neuen starken
Mann in der sportlichen Leitung zu intensivieren. Derweil sollten
sich die Profis überlegen, ob sie die Prämie nicht lieber einem guten
Zweck spenden wollen.

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