Lausitzer Rundschau: Jenseits der Konfrontation Zur Energiestrategie des Landes Brandenburg

Wieder und wieder die alten Argumente um die
Braunkohle, könnte man nach der jüngsten Anhörung im Potsdamer
Landtag sagen. Tatsächlich haben sich die Fronten zuletzt nur
verhärtet zwischen den Kommunalpolitikern und regionalen
Wirtschaftsvertretern, die für neue Tagebaue sind und der wachsenden
Zahl von Experten und Betroffenen, die bei der Braunkohlewirtschaft
nur noch den Kopf schütteln. Da gibt es auf den ersten Blick kaum
noch Räume zum Zuhören, geschweige denn zum Austausch von Argumenten.
Die Schärfe der Debatte ist ja auch verständlich angesichts der
Fragen, um die es geht. Bei genauerem Hinsehen offenbart sich darin
allerdings vor allem die Angst angesichts der Unsicherheit, vor der
die Region in jedem Falle steht. Und so sehr dies die Protagonisten
des einen wie des anderen Szenarios auch wünschen mögen, so spricht
doch wenig dafür, dass wir in absehbarer Zeit sicher sein können, wie
sich die Wirtschaftsstruktur der Region gestaltet. Es wäre schon viel
erreicht, wenn alle Beteiligten sich eingestehen würden, wie gering
die eigenen Handlungsmöglichkeiten sind bei dem, was für Deutschland
als Energiewende definiert wird. Bei diesem umstrittenen Versuch,
Klimaschutz mit einem technologischen Umbruch zu verbinden, werden
die richtungweisenden Entscheidungen nicht in Cottbus oder Potsdam,
sondern in Berlin und Brüssel getroffen. Den Konflikt jetzt
exemplarisch in die Region zu verlagern, wird keines der Probleme
lösen, die aus der großen Abhängigkeit von der Energiewirtschaft
resultieren und die teilweise ja schon Jahrzehnte alt sind. Dabei ist
eine Debatte jenseits der Konfrontation durchaus denkbar. Dafür wäre
auch Zeit und Raum vorhanden in solch einem Moment, wo auf den
entscheidenden Ebenen klar gemacht wird, dass man nicht willens,
vielleicht auch gar nicht in der Lage ist, sich festzulegen. Die
Konsequenz aus solcher Unsicherheit wäre es dann, vorsichtig
auszuloten, wo die Interessen der jeweils anderen Seite vielleicht
doch berechtigt sind und wo Kompromisse denkbar wären. Es eint
Braunkohlegegner und Kraftwerksbefürworter mehr, als sie glauben. Ihr
Streit resultiert aus der gleichen Sorge um die Zukunft, aus durchaus
noch vergleichbaren Vorstellungen von einer lebenswerten Heimat. Vor
allem aber sollten alle Beteiligten wissen, dass die Lausitz
letztlich nur eine Chance hat, wenn der Interessenkonflikt, der die
Menschen derzeit trennt, nicht weiter zugespitzt wird. Ihn in Würde,
also in der Bereitschaft zum Zuhören, zum Mitfühlen und damit zum
Ausgleich zu gestalten ist derzeit sowieso die einzig wirklich
verbliebene Handlungsoption.

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