Lausitzer Rundschau: Jetzt erst recht! Zu Karneval in politisch turbulenten Zeiten

Kann man in diesen Zeiten noch Karneval feiern?
Diese Frage kann man stellen. Angesichts von Terroranschlägen der
jüngsten Zeit oder Ereignissen wie dem Silvesterchaos von Köln wäre
es durchaus angeraten, öffentliche Massenveranstaltungen zu meiden.
Und sollte man in Zeiten, in denen Flüchtlinge im Mittelmeer
ertrinken und rechte Gesinnungsgenossen Anschläge auf
Asylbewerberheime begehen, überhaupt feiern? Man sollte nicht nur,
man muss. Jetzt erst recht, lautet das Motto. Gerade der Karneval ist
schließlich dazu da. Er ist Teil unserer Kultur, unserer Tradition –
unabhängig davon, wie stark der Einzelne daran teilnimmt oder nicht.
Das Ausbrechen aus dem strengen Alltag, das „Sich gehen lassen“, das
Veralbern der Obrigkeit. Das ist die Tradition des Karnevals. Und das
ist das, was wir Terroristen, Rassisten und Extremisten
entgegensetzen können. Freie Entfaltung des Individuums – die aber
ihre gesellschaftlich gesetzten Grenzen hat. Denn auch das gehört zur
Tradition des Karnevals: Alle Ausgelassenheit endet dort, wo die
Freiheit des anderen beginnt. Manch Saufkopf mag das vergessen – das
sollte uns vom Feiern aber nicht abhalten. Cottbus, helau!

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