Lausitzer Rundschau: Mehr Kontrolle bei Organspenden / Halbherziger Anfang / Von Stefan Vetter

Vertrauen ist der Anfang von Allem. Mit diesem
Slogan warb ein großes deutsches Geldinstitut einst um Kundschaft.
Das Motto lässt sich zweifellos auch auf die gegenwärtige Situation
im Zuge der jüngsten Transplantations-Skandale übertragen. Wohl den
allermeisten Menschen fehlt schlicht das Vertrauen, in eine
Organspende einzuwilligen, weil ein paar schwarze Schafe in der
Ärzteschaft damit offenkundig persönliche Geschäfte zu ihrem
finanziellen Vorteil gemacht haben. Die Brisanz dieser Misere hat
Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr nun endlich erkannt. Soll die
in wenigen Wochen beginnende Offensive der Krankenkassen für die
breite Akzeptanz eines Organspenderausweises nicht zum Rohkrepierer
werden, muss der FDP-Politiker für schärfere Kontrollen und mehr
Transparenz bei der Organvergabe sorgen. Die jüngste Spitzenrunde in
seinem Ministerium war dafür immerhin ein Anfang. Allerdings wurde
auch die Halbherzigkeit des Unterfangens sichtbar. Bei den Strukturen
soll praktisch alles beim Alten bleiben. Zentrale Instanz im Dickicht
des Transplantationswesens ist weiter die Bundesärztekammer. Sie legt
auch die Kriterien fest, nach denen die Organe verteilt werden. Ob
jedoch ein Spender-Organ eine lange Lebensdauer sichern oder einem in
akuter Lebensgefahr schwebenden Patienten zugute+kommen soll, ist
eine zutiefst ethische Frage, die nicht nur von einer
Standesorganisation entschieden werden darf. Damit muss sich auch die
Politik befassen. Um wieder Vertrauen in die Organspende
herzustellen, ist jedenfalls mehr notwendig, als nur an ein paar
wenigen Gesetzes-Schräubchen zu drehen.

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