Dass die Sympathien der Bevölkerung für die
Bundesregierung im Sinkflug sind, lässt sich schon seit Monaten an
sämtlichen demoskopischen Befunden ablesen. Dass sich nun auch die
Eliten des Landes in Scharen von Schwarz-Gelb abwenden, hat eine neue
politische Qualität. 77 Prozent der befragten Führungskräfte sind
enttäuscht über die Regierungsbilanz, noch mehr zweifeln an der
Handlungsfähigkeit der Regierung. Schlimmer kann es für Angela Merkel
und ihre Truppe kaum kommen. Schließlich fühlt sich diese Regierung
nach eigenem Bekunden der Wirtschaft verpflichtet. Da ist es schon
eine Ironie der Geschichte, wenn ihr das Kunststück gelingt, auch
noch ihre ureigene Klientel zu verprellen. Spätestens jetzt wird es
für die Kanzlerin ungemütlich. Denn Unternehmer und Parteiobere sind
gesellschaftliche Multiplikatoren. Was sie sagen, wie sie denken,
wird von den Medien weiter zu Otto-Normalbürger transportiert.
Dadurch könnte sich die Abwärtsspirale in der allgemeinen politischen
Stimmung noch verstärken. Besonders die FDP hat daran schwer zu
tragen. Ihre Fallhöhe war schon vorher denkbar niedrig. Und es sieht
nicht danach aus, als würde ihr der Befreiungsschlag gelingen. Die
gebetsmühlenartig geforderten Steuersenkungen dürfte es – wenn
überhaupt – nur in homöopathischen Dosen geben. Interessant ist
freilich, dass die Eliten vor allem deshalb mit der Regierung hadern,
weil sie ihre Atompolitik abrupt korrigiert hat. Spätestens hier
gehen die Meinungen deutlich auseinander. Anders als die
Führungsspitzen ist eine klare Mehrheit der Bevölkerung für ein
rasches Abschalten aller Meiler. Elite sein heißt eben nicht
unbedingt immer klüger zu sein als der große Rest der Republik.
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