Lausitzer Rundschau: Väter des Algen-Kerosins Von der Bescheidenheit Senftenberger Wissenschaftler

Wissenschaftler hierzulande sind oft bescheiden.
Da fliegt auf der Internationalen Luftfahrtausstellung im Vorjahr in
Berlin ein Sportflugzeug mit einem Treibstoff, nach dem die ganze
Welt lechzt. Flugzeughersteller und Airlines sind begeistert. Doch
die Väter des Algen-Kerosins aus Senftenberg genießen eher im
Stillen. Sicherlich, die jahrelangen Vorarbeiten im Institut für
Getreideverarbeitung in Potsdam-Rehbrücke waren ein Grundstein. Und
für die Extraktion des Algen-Kerosins aus der Biomasse mussten Profis
in Schwedt gefunden werden. Aber: Die Grundlagenforschung für eine
durchaus bevorstehende Revolution auf dem Treibstoff-Markt im
Flugverkehr haben Wissenschaftler an der Hochschule Lausitz in
Senftenberg betrieben. Dafür haben sie übrigens gerade einmal drei
Millionen Euro an Fördermitteln erhalten. Um die Dimension zu
verdeutlichen: Auch in den USA boomt die Algenforschung mit dem Ziel,
sich besonders von Erdöl unabhängig zu machen. In Amerika aber hat
Barack Obama 2,5 Milliarden Dollar dafür zur Verfügung gestellt. Und
auch dort hat es nach Expertenaussagen bereits Flugzeugtests mit dem
Algen-Treibstoff gegeben. Beinahe schelmisch merken die Senftenberger
dazu an, dass ihr Algen-Kerosin rein sei, in den USA Zusätze
beigemischt werden mussten. Zurzeit hat Algen-Kerosin zumindest noch
einen Haken. Ohne dass die restliche Biomasse, etwa 75 Prozent,
weiterverwertet wird, ist es nicht bezahlbar. Die Senftenberger aber
sind optimistisch, bei heutigen Preisen von 65 Cent je Liter
anzukommen. Eine Finanzspritze des Bundes könnte den Prozess sicher
beschleunigen – in aller Bescheidenheit.

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