Irgendwo im virtuellen Raum schwirrt die Bedrohung
herum, von der Experten sagen, sie könnte eines Tages Kriege
auslösen. Auf den ersten Blick ist sie für viele Menschen nicht zu
fassen, auch für die nicht, die täglich im Internet surfen. Man kann
den Gegner nicht sehen, und man kennt ihn nicht, anders als auf den
Schlachtfeldern früherer Zeiten. Die Realität ist aber: Der Krieg im
Netz hat längst begonnen. Gefährliche Online-Attacken auf
Sicherheitssysteme von Firmen, Banken, Behörden und auf militärische
Einrichtungen nehmen täglich zu. Und wer lapidar sagt, was geht es
mich an, der irrt gewaltig – allein die perfiden und ausgeklügelten
Angriffe von Hackern auf Privatkonten und Kreditkarten der Bürger
sind inzwischen so normal geworden wie die täglichen
Wohnungseinbrüche in Deutschland. Mit dem nationalen
Cyber-Abwehrzentrum, das Innenminister Friedrich gestern eröffnet
hat, versucht der Staat auf die Tatsache zu reagieren, dass sich das
Internet immer mehr auch zum Spielfeld der Kriminellen entwickelt
hat. Vom Datenklau über die Abzocke beim Internet-Shopping bis hin
zur Kinderpornografie – die Freiheit des Netzes lädt zum Missbrauch
zulasten anderer geradezu ein. Dagegen hilft nicht die Zensur, sie
wäre über kurz oder lang das Ende des freien Netzes. Dagegen hilft
nur mehr Professionalität und Kooperation der Sicherheitsbehörden.
Der Bund probiert dies jetzt mit zehn Experten. Das wirkt zunächst
hilflos. Aber nicht die Masse macht–s. Viel wichtiger sind
Ausstattung und Kenntnisse der Fachleute und der Informationsfluss
zwischen Bund, Ländern und anderen Staaten. Es geht schließlich um
einen weltweiten Aktionsraum der Kriminellen. Der Erfolg des Zentrums
wird davon abhängen, ob die föderale Kooperation besser als bisher
gelingt. Und ob sich der Kampf gegen Cyber-Angriffe tatsächlich
internationalisieren lässt, wie Minister Friedrich angekündigt hat.
Beides steht noch in den Sternen. Täglich spionieren nicht nur die
Chinesen, sondern auch Verbündete Deutschlands Behörden, Ministerien
und Unternehmen über das Netz aus. Umgekehrt dürfte es genauso sein.
Wer Cyber-Kriminellen den Kampf ansagt, muss daher mitunter auch vor
der eigenen Haustür anfangen. Jeder Bürger hat sich allerdings auch
selbst so gut es geht zu schützen. Wer immer noch die trivialsten
Passwörter zum Einloggen beim Online-Banking nutzt, der handelt
fahrlässig. Und wer immer noch freizügig mit eigenen Daten, Fotos und
persönlichen Informationen im Netz umgeht, muss sich nicht wundern,
wenn er Kriminelle auf den Plan ruft.
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