Libyen: Hilfe für umkämpfte Regionen blockiert – ÄRZTE OHNE GRENZEN fordert Zugang für humanitäre Helfer

Die internationale medizinische
Nothilfeorganisation ÄRZTE OHNE GRENZEN fordert die Konfliktparteien
in Libyen auf, der Organisation Zugang zu den umkämpften Gebieten zu
gewähren, einschließlich humanitärer Hilfslieferungen. Acht
Mitarbeiter von ÄRZTE OHNE GRENZEN sind zurzeit in Bengasi im
Einsatz, weitere 17 Mitarbeiter befinden sich an der tunesischen
Grenze und warten auf Einreiseerlaubnis.

Am 1. März erhielt das Team von ÄRZTE OHNE GRENZEN in der Stadt
Bengasi in Libyens Osten einen Hilfsappell von einem Arzt in der
Stadt Misurata, wo Berichten zufolge Kämpfe zu vielen Verwundeten
geführt haben. Die Stadt ist, wie auch andere Regionen im Westen,
bisher für Mitarbeiter von Hilfsorganisationen aus Sicherheitsgründen
nicht zugänglich.

„Der Arzt bat uns um Medikamente und medizinsches Material für die
Behandlung von Verwundeten“, sagt Anne Châtelain, medizinische
Koordinatorin von ÄRZTE OHNE GRENZEN in Bengasi. „Aber wir können das
Material nicht liefern. Bewaffnete Männer blockieren den Verkehr an
und sperren die Straße nach Misurata.“

Vor allem der Westen Libyens ist nach Berichten von gewalttätigen
Auseinandersetzungen betroffen. Diese Situation ist zutiefst
besorgniserregend. Solange kein Zugang zu dieser Region gewährt wird,
ist es unmöglich, die Lage zu erkunden und zu reagieren. Teams von
ÄRZTE OHNE GRENZEN werden an der Grenze zwischen Tunesien und Libyen
weiterhin an der Einreise gehindert.

Gleichzeitig hat ÄRZTE OHNE GRENZEN Informationen erhalten, nach
denen viele Verwundete in Tripolis aus Angst vor Repressalien durch
Milizen die Krankenhäuser meiden. „Ärzte behandeln die Verwundeten
außerhalb des staatlichen Gesundheitssystems in Privathäusern“, sagt
Rosa Crestani, Notfallkoordinatorin von ÄRZTE OHNE GRENZEN. „Sie
bitten uns um Medikamente – auch um Mittel zur Schmerzbehandlung –
und um chirurgische Geräte, um die Verletzten behandeln zu können. Im
Moment ist es aber unmöglich, sie zu erreichen.“

ÄRZTE OHNE GRENZEN fordert Zugang zu den von Gewalt betroffenen
Gebieten, um Nothilfe leisten zu können, und fordert die
Konfliktparteien auf die Neutralität medizinischer Einrichtungen zu
respektieren sowie das Recht der Menschen auf eine sichere
medizinische Versorgung.

In Bengasi unterstützt ÄRZTE OHNE GRENZEN die Krankenhäuser mit
kostenlosen Medikamenten und medizinischem Material. Die
Krankenhäuser haben vom 17. bis zum 21. Februar mehr als 1.800
Verletzte behandelt, die während der Kämpfe verwundet wurden.

Zwei Lastwagen aus Ägypten sind bereits in Bengasi eingetroffen
und haben die Krankenhäuser der Stadt mit 17 Tonnen Medikamenten und
medizinischem Material versorgt.

Pressekontakt:
Stefan Dold, Tel.: 030 700 130 230, Christiane Winje, Tel: 030 700
130 240, www.aerzte-ohne-grenzen.de