Eine staatliche Transplantations-Bundesbehörde als
oberstes Koordinationsgremium bei der Organ-Verpflanzung fordert die
Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung als Konsequenz
aus den jüngsten Skandalfällen. Vor dem heutigen ersten
Spitzengespräch einiger beteiligter Organisationen warnte
Vorstandschef Eugen Brysch zugleich vor einem Freispruch der
Beteiligten in eigener Sache. In einem Interview mit der in Hannover
erscheinenden Neuen Presse (Donnerstag-Ausgabe) sagte Brysch: „Warum
sich die privaten Akteure im Transplantationssystem heute – zwei
Wochen vor der Sitzung beim Bundesgesundheitsminister – treffen,
ergibt nur einen Sinn: Die Organisationen wollen sich schon vorab auf
eine Linie einigen, um so weiter zu machen wie bisher.“ Er erwarte
nicht mehr „als ein bisschen Makulatur“. Kritische Ärzte und Juristen
blieben leider außen vor. Brysch forderte Gesundheitsminister Daniel
Bahr zum sofortigen Handeln auf. „Wir dürfen die Entscheidung über
Leben und Tod nicht weiterhin einer unreglementierten
Selbstverwaltung überlassen. Dazu brauchen wir rechtliche Kriterien.“
Deshalb sei auch der Bundestag gefragt. Jahrzehntelang hätten die
Parlamentarier das Thema Organspende an die Ärzte abgeschoben. „Mit
verfassungsgemäßer Legitimation und politischer Verantwortung hat das
nichts zu tun.“ Nicht ohne Grund habe sich die Schweiz für den
anderen Weg mit einer zentralen Bundesbehörde entschieden. „Für die
Zuteilung von Lebenschancen im Organspendesystem brauchen wir
rechtliche Kriterien, die der Bundestag festlegt“, sagte Brysch. „Die
Bundesbehörde muss dies umsetzen und externe Fachleute müssen das
Verteilungssystem immer wieder überprüfen.“ Aber auch die Patienten
müssten endlich zu ihrem Recht kommen. „Jeder, der es will, muss
erfahren können, an welcher Stelle der Warteliste er steht, und warum
er nach oben oder unten rutscht.“
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