LVZ: VW-Konzern bekennt sich auch nach der Wulff-Affäre zum politischen Sponsoring / Bundespräsident Gauck setze ein neues Leitbild

Trotz der öffentlichen Debatte um politisches
Sponsoring, die sich mit der Affäre um Alt-Bundespräsident Christian
Wulff entzündet hat, steht der VW-Konzern zum unternehmerischen
Sponsoring auch von Parteitagen und politischen Veranstaltungen. Der
Generalbevollmächtigte des VW-Konzerns, Thomas Steg, sagte dazu in
einem Interview mit der „Leipziger Volkszeitung“ (Montag-Ausgabe):
„Es ist richtig, dass diese Art von Unterstützung auch teilweise in
Verruf geraten ist.“ Für Volkswagen habe es aber nie einen Zweifel
daran gegeben, dass die vom Konzern praktizierte Form beibehalten
werde. „Die Unterstützung durch die Wirtschaft ermöglicht überhaupt
erst in vielen Bereichen der Gesellschaft, in Sport, Kultur, aber
auch zum Teil in der Politik, dass wichtige Aufgaben wahrgenommen
werden können“, sagte Steg, der bei Gerhard Schröder und Angela
Merkel stellvertretender Regierungssprecher war. . Natürlich hätten
alle in der Wirtschaft die Diskussion im Zusammenhang mit der Causa
Wulff sehr aufmerksam verfolgt. „Noch lässt sich nicht absehen,
welche langfristigen Folgen dieser Fall und die Debatte haben werden.
Ganz entscheidend wird sicherlich sein, welche neuen Leitbilder
gesetzt werden“, meinte der VW-Generalbevollmächtigte. Steg nannte es
„beispielhaft, wie Bundespräsident Joachim Gauck künftig das
Bürgerfest im Schloss Bellevue organisieren und finanzieren wird: Er
bittet um Unterstützung für soziale und gesellschaftspolitische
Gestalter. Das freut uns.“ Da, wo Unternehmen die Möglichkeit hätten,
sich mit ihren Inhalten, mit ihren Produkten, mit ihren Ideen, mit
ihrer Unternehmensphilosophie zu präsentieren, „wo sie sich auch den
Dialog mit Bürgern stellen können, da ist aus meiner Sicht eine
Unterstützung auch weiterhin sinnvoll und wünschenswert“. Nach einem
zu engen Miteinander von Teilen der Wirtschaft und dem Politiker
Christian Wulff hatte beispielsweise die Deutsche Bahn unter Hinweis
auf die Wulff-Affäre ihren kompletten Ausstieg aus dem politischen
Sponsoring erklärt. „Es geht um die Verantwortung von Unternehmen für
das Gemeinwesen“, sagte dagegen Steg. „Es gibt nach unserem
Verständnis für Unternehmen die Verpflichtung, sich für soziale
Projekte zu engagieren oder aber auch Parteien in ihrer Arbeit zu
unterstützen. Dabei achten wir sehr genau darauf, die demokratische
Willensbildung nicht zu beeinflussen: Parteitage unterstützen wir,
denn dort bezahlen wir, um unsere Produkte präsentieren zu können.
Parteispenden hingegen lehnen wir mittlerweile grundsätzlich ab.“
Dabei sei es „eine naive Vorstellung“ anzunehmen, Parteien seien in
ihrer Entscheidungsfindung davon zu beeindrucken, ob Unternehmen bei
Parteitagen Ausstellungsflächen füllten und mit ihren Produkten
informierten. „Ich habe auf beiden Seiten Erfahrungen gemacht und ich
halte es für eine naive Vorstellung zu glauben, dass die Politik
durch ein solches Engagement käuflich wäre. Auf der anderen Seite
habe ich die Erfahrung gemacht, dass im Unternehmen die Mitarbeiter
und Kollegen realistisch genug sind, um zu wissen, dass es keine
Zugeständnisse, keinen Bonus gibt, wenn es um Klimaschutzpolitik und
um CO2-Reduzierung geht, nur weil VW – um mal ein Beispiel zu nennen
– auf einem Grünen-Parteitag vertreten ist.“

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