Mehr Ausbildung ist nicht genug / bpa fordert unbürokratische Anwerbung ausländischer Pflegefach-kräfte

21. Januar 2013 (Nr. 4/13)

„Auf den Fachkräftemangel in der Pflege gibt es nicht nur eine
Antwort“, mit diesen Worten weist der nordrhein-westfälische
Landesvorsitzende des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer
Dienste e.V. (bpa) Christof Beckmann auf das mangelnde Engagement der
Landesregierung bei der Zuwanderung von Fachkräften aus dem
europäischen Ausland hin.

„Wenn sich Landes-Pflegeministerin Barbara Steffens über die
vielen zusätzlichen Auszubildenden in der Pflege freut, dann kann ich
das verstehen und teile diese Freude auch. Hierfür hat der bpa
zusammen mit dem Land viel getan. Diese neuen Fachkräfte stehen den
Diensten und Einrichtungen im Land allerdings erst in drei Jahren zur
Verfügung und sie werden den Bedarf der heute bereits fehlenden
Fachkräfte nicht decken. Die Zahl der Pflegebedürftigen nimmt zudem
weiter zu, in wenigen Jahren müsste jeder dritte Schulabgänger in die
Pflege gehen, um den Bedarf an Fachkräften zu befriedigen. Als Lösung
für den schon heute drängenden Fachkräftemangel ist das zu wenig“, so
Beckmann, der zusätzlich Erleichterungen bei der qualifizierten
Zuwanderung von Fachkräften fordert.

„Hessen macht es vor. Hier haben Verbände und Politik zusammen mit
der Arbeitsagentur gemeinsam einen praktikablen Weg entwickelt und
innerhalb kürzester Zeit Fachkräfte aus Spanien angeworben.“ Es sei
nicht verständlich, dass gut ausgebildete junge Menschen aus
europäischen Staaten diese Perspektiven nicht auch bei uns in NRW
bekämen, so Beckmann: „Auch die Pflegefachkräfte in NRW wären für
jede Entlastung dankbar. Stattdessen wird in Düsseldorf darüber
nachgedacht, die umfassenden Deutschkenntnisse zu erweitern und jeden
Ansatz von Zuzug im Entstehen zu verhindern.“ Der bpa halte hingegen
ein besonders auf den Pflegealltag abgestimmtes Sprachniveau, wie es
jetzt mit der Niedersächsischen Landesregierung entwickelt wurde, für
angemessen und völlig ausreichend.

Vorbehalte gegenüber ausländischen Fachkräften basierten bei
näherer Betrachtung oftmals auf Vorurteilen oder Einzelfällen. Jede
zusätzliche Fachkraft, auch die aus dem Ausland, sei eine
Verbesserung der Situation, so Beckmann mit Blick auf die vielen
aktuell unbesetzten Stellen in Pflegediensten und Einrichtungen:
„Fehlende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können keine Zuwendung
geben und keine Pflege leisten. Junge Spanier zum Beispiel, die einen
,Pflegebachelor– in der Tasche haben und aus einem uns nahe stehenden
Kulturkreis kommen, können dies sehr wohl! Und sie tun es gerne, weil
sie in ihrer Heimat derzeit keine Chance auf eine berufliche Zukunft
haben.“

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den
nordrhein-westfälischen Pflegediensten und Einrichtungen müssten
derzeit teils über Monate hinweg fehlende Kolleginnen und Kollegen
ersetzen. „Sie verdienen eine gemeinsame Anstrengung der
Landesregierung und aller Beteiligten für jede erdenkliche
kurzfristige Entlastung“, mahnt der bpa-Landesvorsitzende an. Es
müsse schnell der Ausbildungs- und Qualifizierungspakt umgesetzt
werden sowie ein umfassendes und unbürokratisches Konzept zur
Anwerbung, Schulung und sprachlichen Ausbildung von interessierten
Fachkräften aus dem Ausland geben.

bpa: Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V.
(bpa) bildet mit 7.500 aktiven Mitgliedseinrichtungen, davon über
1.000 in Nordrhein-Westfalen, die größte Interessenvertretung
privater Anbieter sozialer Dienstleistungen in Deutschland.
Einrichtungen der ambulanten und (teil-) stationären Pflege, der
Behindertenhilfe und der Kinder- und Jugendhilfe in privater
Trägerschaft sind im bpa organisiert. Die Mitglieder des bpa tragen
die Verantwortung für rund 230.000 Arbeitsplätze und ca. 17.700
Ausbildungsplätze. Das investierte Kapital liegt bei etwa 18,2
Milliarden Euro.

Pressekontakt:
Norbert Grote, Leiter der Landesgeschäftsstelle Nordrhein-Westfalen,
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