METALL NRW-Hauptgeschäftsführer Dr. Luitwin Mallmann und ifaa-Direktor Professor Sascha Stowasser: Politik nimmt Unternehmen zunehmend in die Zange

METALL NRW Hauptgeschäftsführer Dr. Luitwin
Mallmann und der Ingenieurwissenschaftler Professor Sascha Stowasser,
Direktor des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa),
warnen vor einer Überforderung der Unternehmen mit arbeitsmarkt- und
sozialpolitischen Regulierungen. Anti-Stress-Verordnungen,
Tariftreue- und Vergabegesetze, Alleingänge im Klimaschutz und
fortgesetzte Schuldenmacherei seien politische Weichenstellungen, die
vielen Unternehmern zunehmend Sorge bereiteten. Die Unternehmen
fühlten sich von der Politik zunehmend in die Zange genommen.
Mittlerweile gebe es eine große Allianz von Sozialpolitikern, die ein
Zerrbild von Deutschland zeichneten. Die arbeitsmarktpolitischen
Erfolge der Agenda 2010 spielten in der Debatte kaum mehr eine Rolle.
Wörtlich erklärte Mallmann in einem Interview der
arbeitswissenschaftlichen Fachzeitschrift Betriebspraxis &
Arbeitsforschung, Magazin des Instituts für angewandte
Arbeitswissenschaft, ifaa: „Je mehr Fesseln wir den Unternehmen
anlegen, indem wir Flexibilität einschränken, es mit
Arbeitsschutzregeln übertreiben, nicht marktgerechte Mindestlöhne
oder überzogene Anti-Stress-Vorschriften einführen, je mehr überlegen
sich Unternehmen, wo sie investieren.“ Er könne Unternehmen
„verstehen, wenn sie wieder verstärkt über Verlagerungen ins Ausland
nachdenken“.

Die Verfechter einer Anti-Stress-Verordnung haben sich nach
Ansicht von ifaa-Direktor Stowasser aufgemacht, den Erfolgsweg der um
ein Optimum an Produktivität bemühten deutschen Unternehmen und der
Agenda 2010 „ins Gegenteil zu verkehren“. Begriffe wie „Stress“ und
„Burnout“ würden „als Hebel genutzt, um neue staatliche Regulierungen
von Arbeit durchzusetzen“. Stowasser: „Arbeit soll dadurch unter den
Generalverdacht gestellt werden, ein Krankmacher zu sein, vor dem die
Arbeitnehmer zu schützen seien.“ Unternehmen würden so in ein
Generalhaftungsrisiko für Probleme gestellt, „die womöglich gar nicht
in ihrem Umfeld entstehen“. Stowasser forderte „Empirie statt
Ideologie“ in der Debatte um angeblichen oder tatsächlichen Stress am
Arbeitsplatz. Das von ihm geleitete Institut für angewandte
Arbeitswissenschaft hat eine über Tablet bedienbare App zur Messung
der psychischen Belastung am Arbeitsplatz (Kurzverfahren Psychische
Belastung, KPB) entwickelt.

Mallmann betonte, beim Thema Arbeitsverdichtung trügen die
Gewerkschaften durch die in den 80er-Jahren durchgesetzte
Arbeitszeitverkürzung ein „gerüttelt Maß“ an Mitverantwortung. Diese
Politik zwinge die Unternehmen zu Produktivitäts- und
Flexibilitätssprüngen. Mit Slogans wie „faire oder gute Arbeit“
suggerierten ihre Autoren, Arbeit in Deutschland sei eigentlich
unfair und schlecht. Es sei nicht nachzuvollziehen, warum die
Initiatoren der deutschen „Prekariats-Debatte“ den
Wirtschaftsstandort dermaßen schlecht redeten. „Nirgendwo ist die
Diskrepanz zwischen gefühlter Lage und wirtschaftlichen Fakten so
groß wie bei uns“, erklärte Mallmann.

Die aktuelle Debatte um Stress, Burnout und neue staatliche
Eingriffe in den Arbeitsmarkt sieht der METALL
NRW-Hauptgeschäftsführer als „systematische Schwächung unserer
Existenzgrundlage“. Mit Blick auf die bevorstehende Bundestagswahl
erklärte Mallmann wörtlich: „SPD und Grüne versprechen, im Fall ihres
Wahlsieges die alte Ordnung der Vor-Agenda-Zeit wieder herzustellen.
Ich frage mich manchmal, ob wir Deutschen das Trauma schon vergessen
haben, als wir mehr als 4 Millionen Arbeitslose zu beklagen hatten.“

Das komplette Interview mit Dr. Luitwin Mallmann sowie einen
Artikel über die neue KPB App des ifaa zur Messung der
Stressbelastung am Arbeitsplatz finden Sie hier zum Download:
http://bit.ly/177Mn8e

Pressekontakt:
Interviewansprechpartner:
Professor Dr.-Ing. Sascha Stowasser, Institut für angewandte
Arbeitswissenschaft e. V. (ifaa)
Kontakt:
Dorothée Werry, Telefon: 0211 542263-24, d.werry@ifaa-mail.de,
http://www.arbeitswissenschaft.net