Mindener Tageblatt: Komemntar zu 100 Jahre Internationaler Frauentag /
Von Urgroßmüttern lernen

Von Monika Jäger

Ein Frauentag ist überflüssig. Jedenfalls als „Einmal im Jahr
denke ich an Dich, Schnucki“-Feigenblatt (wie der Valentinstag) oder
„Einmal im Jahr soll–s auch den Floristen gut gehen“-Lippenbekenntnis
(wie dem Muttertag). DER Frauentag, also der Internationale Frauentag
(oder, wem das zu linkslastig ist, gerne auch der „Weltfrauentag“),
der ist unverzichtbar. Wir brauchen einen Tag, an dem all dessen
gedacht wird, was Frauen und Männer in mehr als einem Jahrhundert
erreicht haben. Wir brauchen vor allem aber einen Tag, an dem wir
auch über die Wege nachdenken, auf denen anderes politisches und
gesellschaftliches Miteinander erfolgreich ausgehandelt, erprobt und
letztlich etabliert wurde. Selbstverständlich erscheinen uns heute
aktives und passives Wahlrecht für Frauen, freie Berufswahl, Zugang
zu Bildung und Gesundheitsvorsorge. All das haben unsere
Urgroßmütter, Großmütter, Mütter (und auch wir) erkämpft – lautstark
protestierend auf der Straße, im Diskurs in den Parlamenten, vor
allem aber in der Umsetzung anderer Ziele und Lebenshaltungen im
Alltag. Das Schwierige an Veränderungen ist ja nicht der erste
Schritt, sondern das Durchhalten auf der Strecke. Davon müssen wir
lernen. Denn gleiche Chancen haben wir alle noch lange nicht – mehr
als das Geschlecht zählen doch die Herkunft, die Bildung, oder zum
Beispiel der Ort unserer Geburt auf der Weltkugel. In Zukunft gibt es
noch eine ganze Menge auszuhandeln und zu verändern. Wie
gesellschaftliche Veränderung erreicht werden kann, darüber hat uns
die Internationale Frauenbewegung der letzten hundert Jahre eine
Menge zu lehren.

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