Mindener Tageblatt: Kommentar zu: FDP hadert mit Parteiführung Nichts gelernt

Als ob die FDP sonst keine Sorgen hätte. Als ob es
nicht viel eher politische als personelle Probleme gäbe. Als ob die
Partei nichts aus ihrer erfolglosen Exorzierung von Guido Westewelle
gelernt hätte. Jedenfalls inszeniert sie dasselbe Spektakel nun mit
dessen Nachfolger Philipp Rösler in Neuauflage. Motto: Parteiansehen
schlecht, Umfragewerte im Keller – weg mit dem Spitzenmann. Dann
klappt–s auch wieder mit den Wählern? Wenn es doch nur so einfach
wäre. Richtig ist zwar, dass der einstige Nachwuchsstar aus
Niedersachsen an der Spitze eher blässlich blieb und allzu bald nach
Verlegenheitslösung aussah. Richtig ist aber auch: In der FDP ist
weit und breit niemand zu sehen, der es wirklich besser machen könnte
– im Blick auf die innerparteiliche Wirkung ebenso wie im Blick auf
die mögliche Ausstrahlung auf breitere Wählerschichten. Zwar haben
Landesparteien mit dezidiert egomanischen Spitzenkräften wie
Christian Lindner oder Wolfgang Kubicki erfolgreich Landtagswahlen
gegen den Trend bestanden. Doch sagt das wenig bis nichts über die
Chancen dieser Köpfe, der Bundes-FDP aufzuhelfen. Beide – und jeder
andere aus dem aktuellen Kader der Parteispitze einschließlich des
plötzlich wieder salonfähigen Weinköniginnen-Küssers Brüderle –
hätten ganz oben wohl ebenso schnell das Rösler-Problem. So langsam
dämmert der Partei vermutlich, was sie sich mit dem mutwilligen Sturz
Westerwelles angetan hat. Dass dem noch einmal nachgetrauert wird,
hätte er vermutlich nicht einmal selbst geglaubt. Dennoch kommt ein
Comeback nicht infrage: Den Mann hat man endgültig verbrannt. So
drehen sich die Liberalen immer schneller im selbst verschuldeten
Teufelskreis. Aus dem kann nur der Wähler ein Entrinnen bieten – bis
zum nächsten Bangen um die Fünf-Prozent-Hürde.

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