Umfragewerte, das wissen erfahrene Politiker, sind
häufig Schall und Rauch. Vor allem dann, wenn sie auf Wahlergebnisse
hochgerechnet werden. Erst recht, wenn diese noch in weiter Ferne
liegen. Dennoch haben Philipp Rösler und Peer Steinbrück derzeit
allen Grund, mit Volkes Einschätzung ihres persönlichen Ansehens
unzufrieden zu sein. Ihre Parteien nicht minder. Denn Umfragewerte
geben durchaus Stimmungen wieder. Mit denen wiederum lässt sich
prächtig Stimmung machen, von welcher interessierten Seite auch
immer. Das Schicksal des FDP-Vorsitzenden Rösler entscheidet sich am
20. Januar in Hannover. Jedenfalls dann, wenn seine Partei kläglich
scheitert. Sollte sie wider Erwarten doch in den Landtag stolpern,
ist dagegen immer noch nicht ausgemacht, ob der in den vergangenen
Wochen von seinen eigenen Parteifreunden sturmreif geschossene
Vorsitzende noch als Galionsfigur in den Bundestagswahlkampf ziehen
darf – oder besser: muss. Mit anderen Worten: Nimmt der Wähler der
FDP-Spitze die Entscheidung nicht ab, wird sie die Hängepartie selbst
beenden müssen, so oder so. Dramatisch an Ansehen verloren hat auch
SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück, vor allem in den eigenen Reihen.
Bringt die Niedersachsen-Wahl seiner Partei nicht den erhofften
Auftaktsieg zum Machtwechsel in Berlin, droht ihr eine massive
Kandidaten-Debatte. Denn man wird Steinbrück verantwortlich machen –
pures Gift für den weiteren Wahlkampf. Es sei denn, die Partei zieht
die personelle Notbremse und ersetzt den Fettnapf-Spitzenkandidaten
mit einer überzeugenden Alternative. Die einzige dafür infrage
kommende Person ist Hannelore Kraft. Ob die sich aber schon jetzt mit
einer auf dem Gipfel ihrer Beliebtheitswerte stehenden Kanzlerin
messen will? Nur: Was Umfragewerte wirklich wert sind, erweist sich
erst an Wahlabenden. In acht Tagen werden wir da zumindest schon
etwas schlauer sein.
Pressekontakt:
Mindener Tageblatt
Christoph Pepper
Telefon: (0571) 882-/-248
chp@mt-online.de