Mittelbayerische Zeitung: Behaltet die Rosen!

Von Andrea Fiedler

Als Clara Zetkin einen Frauentag vorschlug, kämpfte sie für das
Wahlrecht des weiblichen Geschlechts. Sie trat ein für
Gleichberechtigung und Respekt. An vielen Leuten ist dieser
politische Gedanke spurlos vorbeigegangen. Warum sonst regnet es am
8. März in deutschen Fußgängerzonen Blumen für die Frau? In
Geschäften gibt es das Gratis-Glas Prosecco. Und die „Bild“- Zeitung
gab ihren weiblichen Angestellten letztes Jahr sogar werbewirksam
frei. Nonsense- und Kommerzaktionen verdrängen die wahre Botschaft
des Frauentags. Noch bevor sie in der Welt angekommen ist. Zugegeben,
es sind nette Gesten. Doch Blumen lösen keine Probleme: Seit Jahren
wird über Gehälter, Karrierechancen und Frauenquoten diskutiert. Doch
so regelmäßig wie das Thema auf der politischen Agenda steht,
verschwindet es wieder. Erst vor wenigen Wochen haben sich deutsche
Frauen gegen Sexismus stark gemacht. Nicht wenige von ihnen werden am
Freitag zur Rose greifen – während die Debatte ergebnislos verhallt.
In manchen Teilen der Welt ist die Lage der Frauen noch schlimmer:
Vielerorts sind sie Freiwild – werden misshandelt, vergewaltigt,
verstümmelt. Blumen werden ihnen nicht helfen.

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