Mittelbayerische Zeitung: Jeder glaubt / Kommentar zum Katholikentag

Plakate, Flyer, Werbespots. Es wird ernst mit
dem Katholikentag in Regensburg. Für gläubige Katholiken – laut dem
Zensus 2011 sind immerhin rund Dreiviertel der Oberpfälzer katholisch
– ist das ein Grund zur Vorfreude. Aber auch wer mit Religion nichts
am Hut hat, kann diesem Großereignis etwas abgewinnen – wenn er denn
will. Zugegeben: Kirchenschiffe leeren sich, Kirchenaustritte häufen
sich. Eine im Auftrag der katholischen Kirche erstellte Studie sieht
eine „Abkehr der Katholiken“ von ihrer Kirche. Der Skandal um
sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche ist erschütternd.
Aber davon unberührt bleibt die Tatsache, dass an irgendetwas alle
glauben. Man muss nicht an Gott glauben, um zu glauben. Man muss
nicht Katholik sein, um anzubeten. Ein Atheist glaubt womöglich an
die Vernunft, an Technologie und Bionahrung, an sozialen Frieden und
Nachbarschaftshilfe. Ein Deutschlehrer glaubt vielleicht an die Kraft
der Poesie, ein Analyst an Dax und Börse. Der Katholikentag ist auch
ein Anlass, sich selbst zu fragen, warum der Mensch ganz ohne Glaube
nicht kann.

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