Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Flughafen Berlin von Thomas Dietz

Megaprojekte wie der Bau von
Teilchenbeschleunigern, Großkraftwerken, Fehmarnbelt-Tunnel oder
Elbphilharmonie sind unvorstellbar kompliziert, das ist ein alter
Hut. Diese Weisheit dürfte auch der Projektsteuerung des
Hauptstadt-Flughafens nicht entgangen sein. Aber solch einen
gigantischen Riesenumzug drei Wochen vor D-Day so kurzfristig zu
stoppen, ist skandalös. Es geht gar nicht um klemmende
Rauchabzugsklappen, geschlossene Fluchttüren, hakende Gepäckbänder
und abstürzende Computer. Es geht um die Herren Manager, Mr. Wichtig
und Mr. Oberwichtig, die bis zum Schluss gekräht haben, wir schaffen
das schon. Nun müssen ganze Heerscharen von Umzugs- und
Logistikfirmen zurückgepfiffen werden, Ladenbesitzer sitzen ohne Ware
in gekündigten Räumen, Airlines schaffen ihre Ersatzteile wieder
zurück. Jetzt planscht das Kind im Brunnen, denn die Sicherheit für
Passagiere und Personal hat – selbstverständlich! – absolute
Priorität. Ein Pannen-Airport wie Heathrow wäre die größere Blamage.
Doch das hat man alles genau gewusst. Der Flughafen Tegel, der in der
Nacht zum 3. Juni stillgelegt werden sollte, hat dann nicht mal mehr
eine Betriebsgenehmigung.

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