Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zum Turbanverbot in Kanada: Vorbild Frankreich – von Christine Strasser

Religiöse Zeichen haben in öffentlichen
Einrichtungen nichts verloren – das gilt zumindest für Frankreich.
Staat und Kirche sind strikt getrennt. Auch Schüler müssen religiöse
Symbole wie das Kreuz und das Kopftuch zu Hause lassen. Das ist
zumindest ein Ansatz, um die Vorgänge in Québec – einer einstigen
Kolonie Frankreichs zu erklären. In keinem anderen europäischen Land
ist die Religion so radikal aus dem gesellschaftlichen Leben
verdrängt worden wie im Frankreich des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
Im Dezember 1905 wurde das Gesetz zur Trennung der Kirchen und des
Staates verabschiedet. Seither unterstützt der Staat die
Religionsgemeinschaften nicht mehr finanziell und zieht auch keine
Kirchensteuer ein. Im öffentlichen Raum spielt Religion kaum eine
Rolle. Die Verwunderung über Menschen, die religiöse Symbole tragen,
obwohl sie keinem Orden angehören, ist dementsprechend groß. In
Québec scheint dieses Erbe fortzuwirken.

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