Die Welt lacht über Deutschland, doch manche
Bundesbürger nehmen es mit Humor. Nicht nur die ausländische Presse
übergießt das Land der Ingenieure wegen des Berliner
Großchaosflughafens mit Hohn und Spott. Auch im Internet kursieren
zahllose Witze über das neueste Pannenprojekt „made in Germany“. Ein
deutscher Twitter-Nutzer macht sich etwa darüber lustig, dass sogar
die Bäume auf dem künftigen „Willy-Brandt-Airport“ falsch gepflanzt
wurden. Künftig könnten dann immerhin Buschpiloten dort landen. Auch
für eine Kinofassung gibt es schon einen Titelvorschlag: „Bau Langsam
4.0″, in Anlehnung an den Actionfilm „Stirb Langsam“ mit Bruce
Willis. Und das Internet-Satiremagazin „Der Postillon“ hat eine
boshafte Erklärung für die Pannen parat: Ein Fluch könnte der Grund
für das Chaos auf der Baustelle sein, denn der BER sei auf einem
alten Indianerfriedhof errichtet worden. Allerdings hätte der
Verkäufer des Grundstücks, ein hinkender Mann mit Augenklappe und
einem Raben auf der Schulter, der Betreibergesellschaft glaubhaft
versichert, dass auf dem Friedhof maximal ein kleiner Fluch liege.
Eine arge Untertreibung, wie sich nun herausstellt. Bei der
milliardenteuren Posse um den Flughafen bleibt einem jedoch das
Lachen im Halse stecken. Zuerst wurde bei der Planung gepfuscht, dann
beim Bau und als Folge laufen die Kosten aus dem Ruder.
Elbphilharmonie, Stuttgart 21 und Nürburgring lassen grüßen. Im
Nachhinein überrascht das nicht, denn als Baustellen-Oberaufseher
fungierten auch in Berlin Ober-Ignoranten – der Sonnenkönig Klaus
Wowereit und der Held der Oderflut Matthias Platzeck. Dass der
Eröffnungstermin nun zum vierten Mal (!) verschoben werden musste,
geht auf die Kappe der SPD-Politiker. Doch anstatt mit einem
Rücktritt die politische Verantwortung zu übernehmen, klammern sie
sich an ihre Ämter. Wowereit wird den Misstrauensantrag im Berliner
Senat überstehen, weil der Koalitionspartner CDU aus Angst vor
eigenem Machtverlust blind hinter ihm steht. Und Platzeck wird die
Vertrauensfrage in Brandenburg gewinnen, weil die rot-rote Koalition
aus Furcht vor dem eigenen Absturz an ihm festhalten wird.
Bemerkenswert an diesem Machtpoker ist, dass die Potsdamer CDU genau
entgegengesetzt zur Berliner CDU agiert. Während die Brandenburger
Platzeck und Wowereit am liebsten zum Teufel jagen würden, stützt die
Hauptstadt-Union die beiden. Es ist ganz offensichtlich: Bei der
„Aufarbeitung“ der Flughafen-Pannen geht es nicht um die Explosion
der Kosten, sondern um die Besetzung von Posten. Und warum nur
schweigt die CSU, die sonst um kein Wort verlegen ist? Sie fürchtet,
dass dann auch für ihren Verkehrsminister Peter Ramsauer die Luft
dünn würde. Immerhin ist der Bund mit einem Viertel an dem Projekt
beteiligt. Man kann von Politikern nicht erwarten, dass sie
fundiertes Architekten- und Ingenieurswissen besitzen. Aber man kann
verlangen, dass sie ihrer Verantwortung gerecht werden. Wowereit und
Platzeck haben verantwortungslos gehandelt. So ausgiebig sie sich im
anfänglichen Glanz des Hauptstadtflughafens sonnten, so
desinteressiert wirkten sie später, als die ersten Probleme sichtbar
wurden. Dass sie nicht spätestens nach der dritten Verschiebung des
Eröffnungstermins im vergangenen Jahr entschieden handelten, ist ein
Offenbarungseid. Denn im Herbst 2012 musste den beiden Bruchpiloten
klar sein, dass sie längst die Kontrolle verloren haben. Wie Hohn
wirkt es, dass die Berliner SPD jetzt – nachdem der Karren gegen die
Wand gefahren wurde – Experten in den Aufsichtsrat setzen will. Warum
tat man das nicht von Anfang an? In der Öffentlichkeit wirkt sich die
Flughafenposse verheerend aus. Zurück bleibt das Bild von Politikern,
die aus Großmannssucht Steuer-Milliarden zum Fenster rauswerfen – und
sich dann feige wegducken. Wowereit und Platzeck verspielen den
letzten Rest ihres einst guten Rufs. Und ihren eigenen
Landesregierungen erweisen sie einen Bärendienst. Denn bei den
nächsten Wahlen werden die Bürger den Verantwortlichen zeigen, wie
sehr ihnen das Lachen vergangen ist. Autor: Stefan Stark
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de