Mitteldeutsche Zeitung: Gorch Fock
Onkel der verunglückten Kadettin Sarah Lena Seele rügt Bericht: „Meine Nichte ist da hochgetrieben worden“

Die Angehörigen der aus der Takelage des
Segelschulschiffes „Gorch Fock“ gestürzten 25-jährigen Kadettin Sarah
Lena Seele haben Kritik am jüngsten Untersuchungsbericht der Marine
geübt und ihr Vertuschung vorgeworfen. „Ich finde den Bericht der
Marine grundsätzlich nicht nachvollziehbar“, sagte Seeles Onkel
Roland Seele der in Halle erscheinenden „Mitteldeutschen Zeitung“
(Donnerstag-Ausgabe). Denn seine Nichte sei „definitiv da
hochgetrieben worden. Dieser Unfall hätte vermieden werden können.“
Er fügte hinzu: „Die Marine ist ein in sich geschlossener Apparat.
Kein Mensch hat etwas anderes erwartet als das, was jetzt an die
Öffentlichkeit kommt.“ Hier würden offenbar Missstände unter den
Teppich gekehrt. Die Familie wartet nach Seeles Worten nun auf den 1
400-seitigen Ermittlungsbericht der Staatsanwaltschaft Kiel; dieser
sei für Ende März angekündigt. „Sollte die Staatsanwaltschaft auch so
urteilen wie die Marine, dann gehen wir in die Offensive.“ In dem
Untersuchungsbericht kommt die Marine-eigene Kommission zu dem
Schluss, dass an Bord der „Gorch Fock“ im Prinzip alles in Ordnung
gewesen sei. Von Schikane oder überzogenem Drill könne keine Rede
sein. Es sei lediglich ein „gewisser Nachdruck“ auf die
Offiziersanwärter ausgeübt worden. Der verteidigungspolitische
Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold, sagte der
„Mitteldeutschen Zeitung“ unterdessen: „Am Ende wird der
Verteidigungsminister Stellung nehmen müssen.“ Es sei zwar
nachvollziehbar, dass sich Thomas de Maizière nicht in alle Details
der Vorgänge vertiefe. Aber ganz raushalten könne er sich auch nicht.

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