Viel Munition für die Taliban
Ein abscheuliches Verbrechen erschüttert die US-Armee. Ein
„Kill-Team“ soll afghanische Zivilisten erschossen, die Leichen
geschändet und abgetrennte Finger als Trophäen gesammelt haben. Auch
wenn jetzt das US-Militär die Mörder wohl für Jahrzehnte hinter
Gitter bringt, nimmt der Ruf der Armee Schaden. Ein Ruf, der durch
den Folterskandal von Abu Ghraib ohnehin stark gelitten hat.
In den USA dürften bei allem Entsetzen viele noch die Tatsache
berücksichtigen, dass bei Hunderttausenden von Soldaten im
Kriegseinsatz die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass sich darunter
auch Kriminelle und psychisch Kranke befinden. Es wäre ebenso fatal
wie völlig falsch, das „Kill-Team“ als beispielhaft für das wahre
Wesen der US-Armee hinzustellen. Das Gegenteil ist richtig.
Dennoch werden die Gegner der ISAF-Truppen und der Regierung in
Kabul dieses schändliche Verbrechen einer Einheit propagandistisch
ausschlachten. Im Dschihad-Jargon der Taliban klingt das in etwa so:
Das Heer christlicher Kreuzritter metzelt unschuldige Zivilisten
nieder, weil sie den Islam hassen – also verteidigt die Heimat gegen
die Invasoren!
Davor haben die USA Angst. Denn US-Präsident Obama weiß, dass er
den Krieg am Hindukusch nicht mit Waffen gewinnen kann. Es geht um
die Herzen und Köpfe der Afghanen. Wer die für sich erobert, siegt am
Ende auf dem Schlachtfeld. Die Schreckensfotos vom „Kill-Team“
liefern den Taliban leider viel Munition.
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