Unhaltbarer Zustand
Es war ein geschickter Schachzug, mit dem der Rentenexperte der
Linksfraktion im Bundestag, Matthias Birkwald, das Thema Altersarmut
auf die politische Agenda gespielt hat. Die Daten, auf die er sich
bezieht, erfassen aber mitnichten die durchschnittliche
Lebenserwartung aller Geringverdiener in Deutschland. Weil sie nur
die Rentenbezugsdauer von lediglich einer Teilmenge der älteren
Menschen in Deutschland wiedergeben, können sie eine grundsätzlich
sinkende Lebenserwartung bei allen Geringverdienern nicht beweisen.
Sie taugen auch nicht als Argument gegen die Rente mit 67: Ihre
Einführung ist die dringend notwendige Antwort des Gesetzgebers auf
das demografische Grundproblem, dass künftig immer weniger arbeitende
Menschen immer mehr Rentner finanzieren müssen. Wer diese Neuregelung
kippen will, muss eine tragfähige alternative Finanzierung der Renten
vorlegen. Dies hat gerade die Linke bisher nicht geleistet.
Die von der Rentenversicherung über die Jahre vorgelegten Zahlen
bestätigen aber einen Trend, der in der Wissenschaft längst als
anerkannt gilt: Geringverdiener sterben früher als Wohlhabende. Die
Gründe hierfür sind vielfältig: falsche Ernährung, Alkohol- und
Zigarettensucht – aber auch ein reformbedürftiges Gesundheitssystem,
das solche Entwicklungen begünstigt. Dass in Deutschland nur ein
Bruchteil der Gesundheitsausgaben in Prävention und Vorsorge fließt,
ist ein unhaltbarer Zustand.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207