Düsteres Schlaglicht
Fast erscheint es, eine Welle des Antisemitismus bräche über
Deutschland herein: Binnen Tagen wird erst ein Rabbiner angegriffen,
dann ein jüdischer Friedhof geschändet, nun eine jüdische
Schülergruppe bespuckt. Doch die jüngste Häufung der Attacken ist
nicht repräsentativ. Und dennoch werfen sie ein düsteres Schlaglicht
darauf, womit Juden in Deutschland täglich kämpfen müssen.
Ob diese widerlichen Angriffe zunehmen, lässt sich objektiv nicht
nachvollziehen. Denn viele Opfer bringen die Straftaten nicht zur
Anzeige. Leider haben viele Juden die Erfahrung machen müssen, dass
antisemitische Übergriffe durch den wiederholten Gang zur Behörde
nicht weniger werden. Und es kann für sie sogar noch schlimmer
kommen: Wenn der Täter namentlich bekannt ist, erhält dessen Anwalt
Einblick in die Akten des Falls – und gelangt an Daten der Opfer wie
etwa die Adresse. Mitunter sitzen die Opfer dann auf dem
Präsentierteller für die nächsten Täter.
Hinzu kommt, dass die Behörden gerne Schmierereien und Ähnliches
im wahrsten Sinne übertünchen. Sehr bereitwillig übernehmen sie die
Kosten dafür – vor allem, wenn nicht viel Aufhebens von der Sache
gemacht wird. Dabei muss es Aufgabe von allen sein, die braune Wurzel
herauszureißen. Übrigens: gerade weil einige Übergriffe aus ihren
Reihen kommen, gemeinsam mit den Muslimen. Sie allein sind nicht der
böse Bube. Sondern Islamfeindlichkeit ist die Schwester des
Rechtsextremismus.
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