Neue OZ: Kommentar zu artgerechte Haltungsformen / Tierschutz

Vorreiterfunktion

Respekt! Agrarminister Gert Lindemann hat gestern ein Konzept
präsentiert, das zwar nicht auf einen Schlag alle Probleme in der
Tierhaltung löst, aber doch einen gewaltigen Schub für artgerechtere
Haltungsformen bewirken kann. Bei einer konsequenten und zügigen
Umsetzung des 38-Punkte-Katalogs würde Niedersachsen zweifellos eine
Vorreiterfunktion im Tierschutz übernehmen.

Aber das ist auch bitter nötig angesichts der Verwerfungen, die es
gerade in diesem Bundesland mit der höchsten Bestandsdichte in der
Zucht und Mast von Tieren gibt. Praktiken wie betäubungsloses
Enthornen, Kastrieren und Schnäbelkürzen sind zum Beispiel ebenso
wenig zu akzeptieren wie das Inkaufnehmen massenhafter Gelenk- und
Fußerkrankungen in der Putenmast. Auch der offenbar weitverbreitete
Einsatz von Antibiotika in großen Ställen gehört zu den vielen
Dingen, die Verbrauchern kaum noch zu vermitteln sind.

Lindemann hat recht: Tierhaltung braucht gesellschaftliche
Akzeptanz. Von daher wäre die Agrarwirtschaft jetzt auch gut beraten,
wenn sie den Maßnahmenkatalog der Regierung nicht zu blockieren
versucht, sondern konstruktiv an Verbesserungen beim Tierschutz
mitarbeitet.

Für diese Lobby hat sich der Wind auf jeden Fall spürbar gedreht.
Zur Erinnerung: Vor einem Jahr frohlockte sie noch, dass mit Astrid
Grotelüschen jemand aus ihren Kreisen Agrarministerin wurde. Tempi
passati!

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