Neue OZ: Kommentar zu Asse

Kollektives Versagen

Es wäre ein Wunder gewesen, wenn sich der Asse-Ausschuss auf einen
gemeinsamen Bericht verständigt hätte. Aber kurz vor der Wahl wollen
die Parteien lieber ihr eigenes Süppchen kochen, gewürzt mit
Schuldzuweisungen an den jeweiligen Gegner.

Dabei hat sich in diesem Skandal niemand mit Ruhm bekleckert –
weder die Politik noch Wissenschaft und Wirtschaft. Vielmehr hat
kollektives Versagen die Misere des Atommülllagers verursacht.

Das größte Verhängnis war, das Salzbergwerk überhaupt für die
Einlagerung radioaktiver Materialien zu bestimmen. Bergwerksexperten
warnten vergeblich vor Wasserzufluss als Gift für die Sicherheit.
Doch zu groß war die Euphorie von „Endlager-Päpsten“, endlich eine
Lösung für das leidige Müllproblem zu präsentieren.

Der Politik und der Wirtschaft war es nur recht. Sie ergriffen die
Chance, über die Asse und die hier angestellten Forschungen
Entsorgungsnachweise für die Atommeiler zu konstruieren. Dass dabei
auch Skrupellosigkeit im Spiel war, verdeutlicht die massive
Einlagerung von Müllmengen kurz vor Auslaufen der Genehmigungen.

In der Folge kümmerte sich niemand mehr um die Asse – weder die
Regierenden in Hannover noch die zuständigen Minister in Berlin. Ob
CDU, SPD, FDP oder Grüne – alle haben das Problem verdrängt, keiner
wollte das heiße Eisen anfassen. Reinwaschen von Schuld kann sich
jetzt niemand mehr.

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