Gegenwind für den Realo
Winfried Kretschmann nimmt eine neue Rolle ein: Weil er bald
erster Grünen-Ministerpräsident in Deutschland ist, findet jede
seiner Interview-Äußerungen weit mehr Beachtung als zuvor. Zugleich
weht dem Realo-Grünen schon vor Abschluss der
Koalitionsvereinbarungen ein stärkerer Wind entgegen als früher.
Schon jetzt merkt er, dass Regieren schwerer ist als Opponieren.
Der heftige Protest etwa von Gewerkschaftern und Betriebsräten ist
auch der Grund, warum Kretschmann nach seiner Kritik an der
Autoindustrie schnell umgeschwenkt ist und nun versöhnlichere Töne
anschlägt. Weil die Popularitätswerte der Grünen rapide nach unten
gehen können – wie vor Jahren nach dem Vorschlag von fünf Mark pro
Liter Benzin . Denn wer ausgerechnet im Land von Porsche und Daimler
weniger Autos bauen will, verschafft sich viele Gegner. Schließlich
hängt der Wohlstand nicht nur im Südwesten in hohem Maß vom
Fahrzeugbau samt der Zuliefererindustrie ab. Und zu Recht halten die
Auto-Experten aus Untertürkheim und Zuffenhausen Kretschmann
entgegen, dass Württemberger und Badener längst auch
umweltfreundliche Fahrzeuge mit Hochtechnologie bauen.
Die Sozialdemokraten können sich freuen. Der Autostreit bietet dem
kleineren Koalitionspartner SPD Gelegenheit, sich im Vergleich zu den
Grünen als realistischere Alternative zu profilieren.
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