Neue OZ: Kommentar zu Horst Mahler / Stasi

In den Fängen der Spitzel

Ernst nehmen kann man einen geistigen Irrläufer wie Horst Mahler
zwar nicht mehr. Auf einem ganz anderen Blatt steht indes die
Erkenntnis, er könnte womöglich von der DDR-Staatssicherheit
gehätschelt worden sein. Mahlers Lebensweg lässt diese Vermutung
durchaus zu: Einem Wendehals, der vom Linksextremisten und Mitgründer
der Terrortruppe RAF zum Rechtsradikalen und Holocaust-Leugner wird,
ist alles zuzutrauen. Auch die Tätigkeit als Stasi-Spitzel.

Sollte sich der Befund erhärten, wirft das ein neues Licht auf die
1968er-Generation und die studentische Protestbewegung. Nicht
auszuschließen ist, dass die DDR auf bundesdeutsche Zeitläufte
weitaus größeren Einfluss hatte als bekannt – und die teils
verblendeten Verehrer der DDR und von Despoten wie Stalin und Pol Pot
wie Marionetten manipulierte. Die hinterlistige Saat der
DDR-Strategen, das demokratisch-marktwirtschaftliche Westdeutschland
zu unterwandern, dürfte zumindest teilweise aufgegangen sein.

So könnte es gut sein, dass die Stasi ihre Finger im Spiel hatte,
als Student Benno Ohnesorg 1967 von einem später als DDR-Spitzel
enttarnten Polizisten getötet wurde. Ohnesorgs Tod war die Wurzel
einer Radikalisierung, die der RAF den Weg ebnete. Mahler verteidigte
damals Ohnesorgs Familie. In die Bredouille gerät nun womöglich auch
Grünen-Spitzenpolitiker Christian Ströbele, der sich damals mit
Mahler das Büro teilte. War etwa auch er in den Fängen der Spione?

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