Neue OZ: Kommentar zu Japan/Atomkraft/erneuerbare Energien

Verzerrte Wahrnehmung

Die doppelte Katastrophe, die Japan überrollt, verzerrt die
Wahrnehmung. Die Welt sieht zwar die Folgen des Erdbebens.
Fernsehbilder vermitteln das Leid und die Verwüstungen. Viele Länder
sind dem Gebot der Menschlichkeit gefolgt und schicken Helfer.

Aber im Fokus steht die Katastrophe im AKW Fukushima. Sie löst
weltweit ein anderes Beben aus. Die Atomkraft steht wieder auf dem
Prüfstand.

In Japan ist passiert, was eigentlich bei friedlicher Nutzung
dieser Technik (fast) nie hätte passieren können, glaubt man der
Atomindustrie. Mit Glauben hat das aber alles wenig zu tun. Die
Kernschmelze im sowjetischen Kraftwerk Tschernobyl liegt gerade mal
25 Jahre zurück. Und jetzt schon wieder ein GAU. Atomkraft ist nicht
beherrschbar. Da helfen auch die schönsten Broschüren der Atomlobby
nichts. Doch ist die Technik auch Fluch und Segen zugleich, wie das
Beispiel Japan zeigt. Trotz der Folgen der Atombombenabwürfe auf
Hiroshima und Nagasaki im Zweiten Weltkrieg setzte der Inselstaat auf
Atomkraft, wurde zu einer führenden Wirtschaftsmacht. Auch nach der
Katastrophe wird Japan ohne Atomstrom nicht auskommen. Denn ein
Umsteuern erfordert Zeit für neue Techniken, hohe Investitionen und
politischen Konsens.

Der Unfall zeigt, wie wichtig die deutsche Vorreiterrolle auf dem
Gebiet der erneuerbaren Energien ist. Beruhigen kann das nicht.
Atomkraft ist ein globales Thema. Denn Radioaktivität kennt keine
Grenzen.

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