Warnung an Gaddafi
Die alliierten Luftschläge haben den Vormarsch der Truppen von
Diktator Gaddafi in Teilen des Krisenherdes in letzter Minute stoppen
können. Hätten die USA, Großbritannien und Frankreich länger
gezögert, die Rebellen-Hochburg Bengasi wäre überrannt worden. Somit
ist ein Ziel erreicht, das hinter der UNO-Resolution steht – ein
Massaker an Gaddafis Gegnern zu verhindern.
Zugleich ist der Diktator gewarnt: Sollte er einen Völkermord
begehen und womöglich die Reste des mit deutschem Know-how
hergestellten Senfgases einsetzen, würden Tarnkappenbomber ihn und
seine Sippe ins Visier nehmen.
Gaddafi hatte stets Angst davor, wie Saddam Hussein zu enden.
Lenkt er nicht ein, könnte ihn nun ein ähnlich tödliches Schicksal
ereilen. Dank der alliierten Luftüberlegenheit hat der Diktator keine
Option mehr, die Demokratiebewegung niederzumetzeln.
Umgekehrt sind die Rebellen zu schwach für eine Offensive, aber
nun stark genug für eine effektive Selbstverteidigung. Kurz: Das sich
abzeichnende Patt könnte auf eine Waffenstillstandslinie
hinauslaufen, die womöglich die Teilung Libyens bedeutet. Ein
Szenario, das die UNO nötigen könnte, Friedenstruppen zu entsenden.
Die deutsche Zurückhaltung bei der UNO hat engsten Verbündeten vor
den Kopf gestoßen. Mag die Skepsis in Berlin berechtigt sein: Ein
verlässlicher und kluger Bündnispartner hätte sich diese Peinlichkeit
erspart. Intelligenter wäre es gewesen, etwa ein bisschen Logistik
fern der Front zu übernehmen.
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