Merkel auf der Probe
Welch denkwürdiges Zusammentreffen: Das US-Magazin „Forbes“ kürt
Angela Merkel zur mächtigsten Frau der Welt, die Opposition im
Bundestag spricht dagegen von Kanzlerinnendämmerung. Viel geben
sollte man darauf nicht. Das eine ist eine Überschätzung, das andere
Wunschdenken.
Zu Recht wird beklagt, dass der Merkel-Regierung der Kompass in
der Außenpolitik abhanden gekommen ist. Die Enthaltung in der
Libyen-Frage, mit der Deutschland seine westlichen Verbündeten
düpierte, war dafür treffender Beweis. Doch ist nicht absehbar, dass
die Bundesregierung darüber zu Sturz kommen könnte.
Mehr als solche außenpolitischen Fragen bewegt die Menschen die
Euro-Schuldenkrise, denn da geht es um ein Thema, bei dem scheinbar
jeder mitreden kann: Geld.
Merkel steht hier vor der bisher größten Bewährungsprobe.
Besonders machtvoll waren ihre Auftritte als Krisenmanagerin aber
bisher nicht. Anfangs wirkte sie zögerlich, heute ringt sie
verzweifelt um Zustimmung für ihren Kurs der immer größeren
Rettungsschirme. Nicht einmal die eigenen Reihen hat sie bislang
schließen können.
Die Kanzlerin wird folglich noch viel Überzeugungskraft aufbringen
müssen. Dazu könnte es sinnvoll sein, einmal mehr die Alternativen
unterlassener Hilfeleistung aufzuzeigen: das Auseinanderbrechen der
Währungsunion und extreme Kosten für alle Euro-Staaten, speziell für
das Exportland Deutschland.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: 0541/310 207