Neue OZ: Kommentar zu Piratenpartei

Traum vom Schlaraffenland

Die Piraten segeln dem Untergang entgegen. Jetzt springen wieder
zwei Spitzenvertreter frustriert von Bord, während Kapitän und
Mannschaft einem Chaoshaufen gleichen.

Mal outen sich Mitglieder als Neonazis, mal Parteifreunde als Fans
der FDP. Dann wieder spielt eine Piraten-Größe den TV-Clown, der in
Talkshows in Sandalen ohne Socken über das Leben schwadroniert.

Nur zwei Dinge einen die Piraten. Das ist zum einen ihre
kollektive Ahnungslosigkeit. Afghanistan-Krieg? Euro-Krise? Sicherung
der Rente? Die Piraten prahlen mit ihrem Internet-Wissen, was sehr
anstrengt, aber haben inhaltlich keinen Plan. Was zeigt: Das World
Wide Web kann das Denken nicht ersetzen.

Die zweite Gemeinsamkeit der Piraten besteht in ihrem Traum vom
digitalen Schlaraffenland. Sie fordern, dass im Internet Filme,
Bücher, Fotos, Musik und Software kostenlos zu haben sind. Dass sie
damit geistiges Eigentum stehlen und Künstler, Schriftsteller und
Schauspieler um ihren Verdienst bringen würden, verstehen die
Freibeuter nicht. Na ja, bis auf das nun zurückgetretene
Bundesvorstandsmitglied Julia Schramm. Die hatte zwar auch
Piraten-Parolen getwittert, sich dann aber geweigert, ihr eigenes
Buch kostenlos ins Internet zu stellen. Der Protest der Basis traf
sie mit aller Wucht.

Wasser predigen, Wein trinken: Die Piraten entzaubern sich selbst.

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